Jahrbuch 2006-2007

22 Schule TheaterbesuchTrollkind Klasse 6/7 7. November 2006 Auch Trollkinder haben Liebe verdient DassTrolle – von deren Kindern einmal ganz zu schweigen – dem durchschnitt- lichen Mitteleuropäer wenig bis gar nichts sagen, war e i n Grund für unsere sechsten und siebten Klassen wieder einmal ins Theater zu fahren. Der andere war neben der allgemeinen Neugierde aufs Bühnenspiel an sich zu sehen, wie Selma Lagerlöfs Erzählung vom „Wechselbalg“ in der Inszenierung der Münchner Schauburg umgesetzt wird. Und – um es gleich vorwegzunehmen – alle waren begeistert! Doch der Reihe nach. Als unser Bus mit über 40 Schülern und Schülerinnen vom Schloss vor dem Theater in Schwabing hielt, ging es zunächst einmal über viele, viele und noch mehr Treppen hinauf unters Dach der Schauburg, wo wir von einem Dramaturgen (und wieder ein neues Wort gelernt) auf das kommende Ge- schehen in einer „Zuschauerarena“ eingestimmt wurden. Und das war eine wirk- lich gute Idee, denn was es dann zu sehen gab, wich doch deutlich vom gängigen Bühnengeschehen ab: Trolle mischten sich ins Publikum, Schauspieler wechselten so mir nichts dir nichts die Rollen, es rauchte und zischte bisweilen wie bei einem richtigen Brand – und das alles, um uns zu zeigen, wie wichtig die Liebe ist. Dies wurde uns allen am Verhalten der (Menschen) Mutter bewusst, die von einer Trol- lin deren Kind untergejubelt bekam (jeder kennt das ja vom Kuckuck …). Und nun? Der enttäuschte Vater wollte das beißende, spuckende und hässliche Monstrum am liebsten wegwerfen, hatte er doch als reicher Bauer hier seinen Erben und Nachfolger „geplant“. Die Nachbarn zucken bedauernd die Achseln: Welch Plage haben doch die Leute mit diesem „Wechselbalg“! Und die Mutter? „Er ist zwar hässlich, aber dafür kann er doch nichts.“ Mit die- sen genauso einfach wie richtigen Worten beginnt sie zu „ihrem“ Kind zu halten, am Ende sogar unter Einsatz ihres Lebens. Dass sich dann am Ende das Opfer als Prüfung erwies, ließ das Geschehen in ein versöhnliches Licht rücken, wurde doch der Einsatz der Mutter durch die Herausgabe ihres vormals geraubten Kindes belohnt. Um so manche Erfahrung und Einsicht reicher geworden traten wir die Reise zurück ins Inntal an. Michael Bauer

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