Jahrbuch 2008-2009

74 Schule Wer oder was Kassandra war, wissen viele nicht mehr so ganz genau. Nur, dass sie jede Menge übler Dinge vorausgesagt und damit in der Regel auch recht behalten hat. Wussten Sie, dass wir eine ganze Klasse voller Kassandras haben?! So begeisterungsfähig, emotional und neugierig die 9b auch sonst sein mag, beim Thema „Klassenfahrt“ biss sogar der geschulte Animateur (=Lehrer) auf Granit. Eine innere Grenzerfahrung erleben?! Im Allgäu (also mitten in der Pampa)?! Bloß nicht! Doch trotz dieser „kleineren“ Bedenken brach schließlich eine vollzählige und insgeheim freudig aufgeregte Klasse am Sonntag, den 12.06.09, mit zwei Heimbussen Richtung Abenteuer auf. Mit lauten Bässen und mehr oder weniger melodiösen Gesängen wühlten wir uns durchs Münchner Verkehrschaos, überwanden die Hindernisse, die völlig verwirrende Verkehrsschilder uns in den Weg legten und fanden uns schließlich in einem abgelegenen Bergtälchen wieder, in dem – man stelle sich das Entsetzen der modernen Jugend vor – lediglich zwei Funknetze gelegentlich erreicht werden konnten. Noch vor dem Kofferauspacken sahen die Anwohner zu ihrem Vergnügen 15 gestresste Teenager bei demVersuch, die Lieben daheim zu erreichen, mit ausgestrecktemArm in der Luft herumwedeln, wobei sie in ihr himmelwärts gerichtetes Handy brüllten. Ein spannendes Schauspiel, das sich übrigens allabendlich wiederholte. Der nächste Schock folgte im Haus, als bekannt gegeben wurde, dass uns lediglich zwei Zimmer für die Jungs und eines für die Mädchen zur Verfügung stehen würden. So viel zumThema „Klassengemeinschaft fördern“, dachten wir Begleiter schmunzelnd – daran, dass unsere lieben Kleinen die Gemeinschaft dann doch etwas zu ernst nehmen könnten (zum Beispiel in der Gemeinschaftsdusche) glaubten wir nicht im Entferntesten. Nach einem leckeren Abendessen mit der Welt halbwegs ausgesöhnt, ließen alle den Abend dann mit viel lauter Musik und diversen Spielen entspannt ausklingen. Doch dies war nur die Ruhe vor dem Sturm… Für die nächsten dreiTage stand uns nämlich ein recht sportliches und abwechslungsreiches Programm bevor, das die Schüler durch gemeinsames Erleben – und wie sich herausstellen sollte auch Erleiden – zusammenschweißen sollte. Am ersten Tag ging’s einen Berg hinauf – auf einemWeg, der gar keiner war, also mitten durchs Gestrüpp. Für die Schönheit der Natur hatten die meisten angesichts dieser Strapazen keinen Blick mehr übrig. Voller Zorn über diese Zumutung warf sich der Großteil schließlich recht schwungvoll auf die oben ausgeliehenen Roller, mit denen es wieder bergab gehen sollte. Nun ja, bergab ging’s damit auch wirklich. Allerdings nicht ohne viele Schrammen und Beulen, die abends stolz als Schmerztrophäen vorgewiesen oder als Trostanspruch eingesetzt wurden. ( „Ich sterbe gleich!“) Um demTag doch noch etwas Schönes abzugewinnen, fuhren wir gemeinsam nach dem Abendessen runter ins Tal, um ins Kino zu gehen. Haben Sie schon einmal dabei zugesehen, wie fünf Mädchen bei einem Liebesfilm hinschmelzen? Sollten Sie mal ausprobieren! Ihre „Ahs“ und „Ohs“ und „Ach, wie süß!“ brachten fast das ganze Kino zum Lachen, während unsere Jungs verlegen aufstöhnten. Die nächsten beiden Tage standen im Zeichen des Wassers: Dienstags trieben wir - uns gegenseitig eifrig nass spritzend - in Kanus ein Flüsschen hinab, mittwochs wanderten wir eine Schlucht hinauf – natürlich nicht dem male- rischen Waldwege folgend, sondern mitten durchs eiskalte Nass. Dabei galt es nicht nur große Steine hinaufzuklet- tern, sondern selbige auch hinunterzuspringen, was nach der ersten großen Überwindung für adrenalingepushte Begeisterungsstürme sorgte. Davon wurden die dabei ausgestoßenen Schreie aber auch nicht leiser. Da man nach einem solchen Programm natürlich in keiner Weise ausgepowert ist, fuhren wir abends noch mal ins Kino – Die Eiszeit rief und wir folgten. In dieser warmen, sternenklaren Nacht, als wir wieder auf der bereits erwähnten Wiese standen und mit den Handys… Na ja, Sie wissen schon. Jedenfalls in dieser Nacht schienen schließlich alle Schüler mit der Klassenfahrt ausgesöhnt zu sein. Für jeden war etwas dabei gewesen – insgesamt also doch eine schöne Woche. Die wohlverdiente Nachtruhe währte allerdings nur kurz – dann dröhnte das erste urzeitliche, dinosaurierartige Stöhnen durch den Gang. Sollte der Film vielleicht doch nicht rein computeranimiert gewesen sein…? Ein Blick ins Bad offenbarte die ganze Bescherung: Dinos waren zwar keine los, dafür hatten Viren angegriffen und dafür gesorgt, dass sich der Mageninhalt mehrerer Schüler über Boden, Wand und Decke ergoss. Die restlichen Stunden standen im Zeichen blauer Müllsackerl sowie leichenblasser Mienen. Und natürlich war an allem die Klassenfahrt ins verwünschte Allgäu schuld. Kassandra hatte mal wieder recht, oder?! Isabella Margreiter Klassenfahrt 9b Allgäu 13.-17. Juli 2009

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