Jahrbuch 2008-2009

86 Schule Berufspraktikum Klasse 11 Schloss Neubeuern Juli/August 2009 Kanzlei Barba & Partner Rechtsanwälte Studio Legale Es ist Montag, der 13.07.2009, 9:55 Uhr, ich stehe im ersten Stockwerk eines Bürogebäudes am Roßacker 6 in Rosenheim vor einer schlichten Holztür. Hinter dieser Tür befindet sich die auf deutsch-italienisches Recht spezialisierte Kanzlei Barba & Partner, Rechtsanwälte. Nach einer freundlichen Begrüßung und einem ersten morgendlichen Espresso in der Küche erscheint der geschäftsführende Part- ner der Kanzlei, Salvote Barba . Er stellt mich den nun nach und nach eintreffenden Rechtsanwälten vor und erläutert mir das Unternehmensprofil. Wie oben beschrie- ben, ist Barba & Partner auf den deutsch-italienischen Rechtsverkehr spezialisiert. Damit haben sie in Rosenheim eine einmalige Nischenstellung. Besonderes Ge- wicht fällt dabei auf die Rechtsgebiete Straf-, Verkehrs-, Arbeits-, Familien-, Steuer-, Vertrags- und Insolvenzrecht, die von insgesamt fünf Rechtsanwälten bearbeitet werden. Durch dieses breite Spektrum, das von den jeweiligen Spezialisten bear- beitet wird, war mir ein breiter und zugleich äußerst tiefer Einblick in einen großen Teil der Juristerei möglich. Ob nun als Mandantentermin ein Besuch im italienischen Generalkonsulat - verbunden mit einem wunderbaren italienischen Mittagessen - oder ein Gespräch mit einem Inhaftierten anstand, bei jeder Gelegenheit wurde mir angeboten mitzukommen, Fragen zu stellen und den Alltag eines Rechtsanwalts in seiner ganzen Vielfältigkeit zu erleben. Mein Praktikum bei Barba & Partner bestand nicht aus schnödem Aktenholen und -sortieren, sondern ermög- lichte mir die durchaus aktive freie Mitarbeit an spannenden aktuellen Fällen. Telefonate mit den Rechtsbeiständen von Gläubigern, Schriftwechsel mit Inkassobüros und Aufstellungen von Gläubigerverzeichnissen gehörten ebenso dazu wie die Bearbeitung einer Insolvenz von der Mandatierung bis zur Antrag- stellung. So wurde mir das Insolvenzrecht an lau- fenden Fällen erklärt. Gespräche mit Gefangenen, Schreiben von Strafanzeigen im Auftrag unserer Mandanten und die Erstellung von Berufungsbegründungen waren Hauptbestandteile meiner Erfahrungen mit dem Strafrecht. Auch die Arbeit mit Kom- mentaren, den selbstverständlichen Werkzeugen eines Juristen, war mehr als spannend und lehr- reich. Die folgende Besprechung meiner Arbeiten gaben meiner Mühe einen Sinn und ich erlebte ein Erfolgsgefühl, wenn meine eigene Begrün- dung als Vorlage für die einzureichende Begründung herangezogen wurde. Meinem Empfinden nach wurde ich von der ersten Minute an als vollwertiges Mitglied der Kanzlei betrachtet und anerkannt. Dies zeigte sich nicht nur beim täglichen Mittagessen mit den Anwälten oder an meinem vollen Mitspracherecht in Kanzleibesprechungen, sondern auch in den prägenden und hochinteressanten Gesprächen und Diskussionen mit Herrn Barba und seinen Kollegen. Schon nach einer Woche konnte ich sagen, dass ich mir mein Praktikum nicht besser und sinnvoller hätte vorstel- len können. Bei Barba & Partner ließ sich leicht erkennen, dass an dem landläufigen Vorurteil von juristischen Laien, der Beruf des Rechtsanwalts sei trocken, absolut nichts Wahres ist. Im Gegenteil: Es handelt sich um einen sehr interessanten Beruf, der gerade im Familienrecht mannigfache Herausforderungen stellt, insofern hier neben dem Rechtsbeistand auch der Zuhörer und freundschaftliche Berater gefordert ist. Oft ist der Rechtsanwalt der letzte Strohhalm, an den sich die Hoffnung eines Angeklagten klammern kann. Daher sollte er sich seiner überaus großen Verantwortung bewusst sein und ihr mit Demut begegnen. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass mein Praktikum bei Barba & Partner den Ausschlag für mei- ne Berufswahl gegeben hat, da ich schon seit früher Kindheit weiß, dass ich Jurist und insbesondere Rechtsanwalt werden will. Aber dieses Praktikum hat mir eindrücklich bestätigt, was ich immer schon ahnte, nämlich dass der Beruf des Rechtsanwalts der einzig richtige für mich ist. SimonW.Tissen

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