Jahrbuch 2009-2010
35 Schule Facharbeiten Schloss Neubeuern Leistungskurs Deutsch 2008 – 2010 Aus der Facharbeit „Das Jiddische. Herkunft, sprachliche Besonderheiten, Präsenz heute, Literatur“ von Lea- Luisa Strasburger . Wenn eine Schülerin /ein Schüler mit einem eigenen Themenwunsch auf den Lehrer zukommt, ist diese(r) na- türlich von der Initiative entzückt, muss aber schon im Vorfeld dafür sorgen, dass jugendliche Illusion, fachlicher Anspruch und voraussehbare Machbarkeit sich bei der endgültigen Formulierung des Themas in der Mitte treffen. So auch hier, als aus „Ich will über meine Erfahrungen in Israel schreiben“ schließlich im Rahmen des Leistungs- kurses Deutsch „Das Jiddische. Herkunft, sprachliche Besonderheiten, heutige Präsenz und Literatur“ wurde. Zunächst aus dem Vorwort und dem Schlussteil der Arbeit: Diese Worte können wohl dazu beitragen, das Bild vom wahren, unter mancher Oberfläche verborgenen Neubeurer Schüler ans Licht zu heben: „... Mein Vater arbeitet als Rechtsanwalt in Fällen des NS-Wiedergutmachungsrechts viel mit alten jüdischen Familien zusammen; daher habe ich schon früh begonnen, mich mit der jüdischen Geschichte, gerade auch in Bezug auf die Vergangenheit der ehemals deutschen Juden auseinanderzusetzen. So erinnere ich mich an eine nette alte Mandantin meines Vaters, die jiddisch mit mir gesprochen hat, wobei der Klang dieser Sprache einen tiefen Eindruck bei mir hinterließ. Als ich im Mai 2007 eine Reise durch Israel machen durfte, änderte sich noch einmal mein Blick auf „das Jü- dische“, das so unterschiedliche Facetten aufweist, und die Neugier auf diese Kultur, diese Religion und diese Men- schen, die in Israel ihre Heimat sehen, ließ mich nicht mehr los. Auch im Sommer 2009 breche ich wieder in das Land der vielen Konflikte auf, ... und für die Zukunft hoffe ich, Teil dieser Gemeinschaft zu werden, wenn sie mir auch noch fremd erscheint. So war es für mich selbstverständlich, dass auch meine Facharbeit einen Bezug zu Israel haben soll, und ich be- schäftigte mich mit der jiddischen Sprache, deren Wurzeln unter anderem in Deutschland zu finden sind....“ Und aus dem Schlusswort: „... Heute geht man davon aus, dass das Jiddische nur mehr von etwa 1 Million Menschen gesprochen, bzw. verstanden wird. Es ist vor allem in Russland, Polen, England und Amerika (Brooklyn, New York) noch lebendig. Jiddisch ist und bleibt die Sprache der Verfolgten, Vertriebenen und wird deswegen von der modernen jüdischen Gesellschaft weitgehend abgelehnt. Jiddische Theater sterben aus, die jiddischen Zeitungen liegen in den letzten Zügen und die letzten jiddischen Schriftsteller sind schon sehr alt. Allerdings wird jiddisch in Israel noch von den Haredim ( den Strenggläubigen) gesprochen, und da diese eine hohe Geburtenrate haben, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis die Sprache vollständig vergessen sein wird, bis es niemanden mehr gibt, der die „Mame-Loschn“ im Alltag spricht. Zum Schluss möchte ich kurz meine Erfahrungen im Hinblick auf diese Facharbeit darlegen: Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, gute Quellen, die das Jiddische betreffen, in Deutschland aufzutreiben. Die meisten Bücher in den Bibliotheken waren sehr alt und durften nicht verliehen werden. Als ich dann genug Material beisammen hatte, wa- ren die zwanzig vorgegebenen Seiten schnell geschrieben, und es begann mir Spaß zu machen, immer mehr über die Entwicklung des Jiddischen herauszufinden. ... Auch habe ich durch diese Arbeit viele neue Kontakte zu hochin- teressanten Leuten geknüpft, in Israel, den USA und zu Menschen in Deutschland, die unterschiedlichen jüdischen Gemeinden oder auch Zentralräten der Juden in Hamburg und München angehören. Nun ist es mir hoffentlich gelungen, einen kurzen Überblick über das Jiddische zu geben und auch der Le- serschaft meiner Facharbeit einen Anreiz zu bieten, mehr über diese Sprache und ihre Geschichte herauszufinden.“ Aus dem Hauptteil der Arbeit ist vielleicht für die Jahrbuch-Le- ser unmittelbar interessant das kleine Kapitel, das den Einfluss jiddischer Wörter auf die deutsche Sprache behandelt: „... Beispielsweise kommt das Wort „Schmiere stehen“ aus dem Hebräischen „schmira ( Wache stehen); oder „Pleite“ ma- chen = hebr. „ plejta“ (Flucht): „Moos“ für Geld = hebr. „ma´oth“ (kleine Münzen); „großkotzig“ = hebr. „kozn, katzin“ (Richter/ Fürst); „gutbetucht“ = hebr. „botuach“ (sicher); das “Kaff“ = hebr. „kfar“ (Dorf); „Hals- und Beinbruch“ = hebr. „hazlacha“ (Erfolg) und „beracha“ (Segen); „dufte“ = hebr. „tow“ (gut); „meschugge“ = hebr. „meshugah“ (verrückt), „Mischpoche“ = hebr. „Mishpachah“ ( Familie); „malochen“ = hebr. „Malakha“ (Arbeit,Werk) „eine Macke haben“ = hebr. „Make“ (Schlag).“ Liebe Luisa , „hazlacha“ und „beracha“ für deine weiteren Aufenthalte in Israel! Christel Vollrath
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