Jahrbuch 2009-2010
Schule Schulanfang Schloss Neubeuern 14. September 2009 „Deine Schuld“ Liebe Schülerin, lieber Schüler, liebe Kolle- gin, lieber Kollege, ich kann mir vorstellen, dass du dich heute schon geärgert hast. Und wenn du dich bisher noch nicht geärgert hast, dann kannst du dir sicher sein: Spätestens heute Abend wirst du dich über irgendetwas geärgert haben. In so einem großen Betrieb wie Schloss Neubeuern, da gibt es jeden Tag viele Gelegenheiten, sich über irgendetwas zu ärgern, da kannst du si- cher sein. Ich habe bei mir entdeckt, dass ich mich hauptsächlich über andere ärgere. Geht euch das auch so? Wenn ich abends meine Liste aufstelle mit den hundert ärgerlichsten Ereig- nissen dieses Tages, dann stehen da ganz viele Menschen drauf, außerdem viele Ereignisse, die ich als widrige Verhältnisse einordne. Erst wenn ich länger nachdenke, gerate auch ich auf meine Ärger-Liste. Vielleicht bist du ja auch selbstkritischer als ich. Vielleicht ärgerst du dich ja am meisten über dich selbst. Das finde ich schon ziemlich weise, wenn einer, der sich ärgert, auch fragt: Was habe ich dazu beigetragen, dass es dazu gekommen ist? - Also, wenn auf deiner Liste der ärgerlichen Ereignisse heute Abend auch dein Name vorkommt, lass dir sagen, dass du schon ziemlich weit bist. Jetzt kommt aber erst der Schritt zur wah- ren Weisheit: Du hast also deine Liste mit den hundert ärgerlichsten Ereignissen des Tages. Nun überlege, was du am einfachsten ändern kannst. - Überlege es nicht bei allem. Überfor- dere dich nicht. Überlege es nur bei einer Sa- che. Stell dir eine Situation vor, z.B. den, der dich blöd angeredet hat. Das möchtest du ändern. Stell dir vor, wie du ihn dazu bringst, dir etwas total Nettes zu sagen. Was soll er an dir schät- zen? Stell es dir genau vor: was du tust, was du sagst, und was er dir dann Nettes sagt. Ge- nieße es einen Moment, dass er auf einmal so nett zu dir ist. Was wird passieren, wenn du ihm am nächsten Tag wieder begegnest? - Du wirst staunen, wie anders er auf einmal zu dir ist. Vielleicht nicht ganz so toll, wie du es dir vorge- stellt hast. Aber schon besser, bestimmt. Und dann lass einfach nicht nach. Mach ihn immer freundlicher in deinen Gedanken - und du wirst ihn verändern. Genau so geht es mit Situationen, die dich ärgern. Du magst sie als Schicksal sehen. Aber kein Schicksal ist unveränderbar. Stell dir die gleiche Situation noch einmal vor. Stell dir z.B. vor, wie du den Bus, den du heute in der Früh versäumt hast, noch bekommst. Du steigst ganz lässig ein. Du wünschst allen einen wun- derschönen guten Morgen ... - Du wirst ihn
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