Jahrbuch 2010-2011

62 Schule Digital Ink Schloss Neubeuern 30. Mai 2011 Zahlreiche deutsche Tageszeitungen, die Nach- richtenagentur dpa, dutzende Online-Medien so- wie Radio- und TV-Sender haben berichtet: Un- ser Projekt „Digital Ink“ ist in aller Munde. Denn Deutschlands Schulen hinken in punkto technischer Ausstattung und Multimediaunterricht anderen Ländern weit hinterher. Spätestens zur alljähr- lichen PISA-Studie werden wieder Stimmen laut, die eine bessere Ausrüstung mit Computern und deren häufigeren Einsatz im Unterricht fordern, da- mit die Schüler möglichst frühzeitig den Umgang mit Hard- und Software und mit digitalen Medien erlernen. Denn längst zählt dies in den meisten qualifizierten Berufen nicht als besondere Qualifi- kation, sondern zum Basiswissen. Doch die Reali- tät bleibt weit davon entfernt: Laut einer Erhebung des IT-Branchenverbands Bitkom sind zwar an fast allen Schulen PCs vorhanden (95%), werden aber selten genutzt (zu 84% nur einmal pro Woche bis überhaupt nicht). Und laut Kultusministerkonferenz müssen sich tatsächlich im Schnitt neun Schüler ei- nen Computer teilen. „Die Gründe sind vielfältig“, so Jörg Müller, Stiftungsvorstand des Internats Schloss Neubeuern. „Investitionen werden an den falschen Stellen getätigt, den Lehrern mangelt es vielfach an Technik-Kompetenz und meist erfolgt der Computer-Einsatz nur nebenher.“ Wo andere Schulen vielleicht gerade einen Computerraum ein- richten oder digitale Tafeln („Whiteboards“) testen, ist das oberbayerische Privatgymnasium mit rund 150 Internats- und 80 Tagesschülern schon weiter: An Deutschlands erster papierlosen Schule lernen und arbeiten nach Abschluss einer zweijährigen Testphase jetzt alle Schüler ab der Jahrgangsstu- fe 9 mit einem Tablet-PC. Sie verabschieden sich komplett von Kreidetafeln und Ordnern, Schul- und Hausaufgabenheften, Karteikarten und Notenblät- tern – aus einem Versuch ist gelebter Schulalltag geworden, denn „Digital Ink“ hat erfolgreich das Lehren und Lernen in Neubeuern revolutioniert. Touchscreen und Eingabestift für Notizen und Hausaufgaben Alle Unterrichtsmaterialien, Notizen, Termine, Tests, Noten, Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten werden von den Schülern und Lehrern am Gerät mit Eingabestift undTastatur verwaltet und bearbei- tet. In den Klassenzimmern stehen eigens entwor- fene, ergonomische Tische mit Docking-Stationen, in den Projekträumen ein schnelles Funknetzwerk zur Verfügung, hochauflösende Beamer werfen Ta- felbilder an die Wand. Bearbeitete Dateien werden vom Lehrer digital „eingesammelt“. „Es entsteht so eine völlig neue, interaktive Lernumgebung, die die Abkehr vom klassischen Frontalunterricht bedeutet und vollkommen neue didaktische Mög- lichkeiten eröffnet“, erklärt Müller . Zum Einsatz kommen Thinkpad X201 Tablet-PCs von Lenovo, die über ein hochauflösendes Touch-Display verfü- gen. Mitschriften, Tafelbilder und Klassenarbeiten werden mit Handschrifterkennung in der Software OneNote, Aufgaben, Termine und Aktivitäten wer- den über Outlook abgewickelt – Produkte des Part- 88

RkJQdWJsaXNoZXIy OTQ4NjU5