Jahrbuch 2011-2012
69 Schule bunden sind. Egal wie alt sie sind und egal in welcher Funktion. Den 14. Juni werdet Ihr sicher lange nicht vergessen. Es war der Tag Eurer sogenannten Verkündung! Um es sich kurz vorzustellen – die Schulleitung empfängt im Leiterzimmer in al- phabetischer Reihenfolge die Abiturienten und verkündet ausführlich die Prüfungsergebnisse. Gerade in diesem Jahr hat es sich dabei ge- zeigt, dass diese Ergebnisse nicht trefflich zu kalkulieren sind und doch die eine oder andere Überraschung auf den armen Prüfling nieder- schlägt. Ein regelrechter Gang zum Schafott also. Man kann gar nicht so alt werden, dass man es nicht nachfühlen könnte – wie ängstlich und aufgeregt ein Mensch in diesem Moment ist. Der ganze Druck der letzten Zeit gipfelt in einer grausamen Spannung – die Angst vor den Eltern, die Schmach vor den Freunden und am schlimmsten – die Angst vor dem eigenen Ver- sagen. Ich stand an diesem Abend auch oben im Stachus vor der Tür des Leiterzimmers. Und mir bot sich ein Bild, das mich tief bewegt hat – denn außer mir – standen da fast alle Eure Mitschüler – große und kleine, aus sämtlichen Klassen. Sie haben mit Euch gezittert, Euch bejubelt und Euch getröstet – sie waren selbst genau so aufgeregt wie Ihr. Ich konnte meine eigenen Schüler nicht zu dem Termin bewegen den sie mit mir zur selben Zeit eigentlich hatten. – „Nein, mein Freund, ich geh hier nicht weg – ich lass Dich nicht alleine, das stehen wir jetzt zusammen durch“, hörte ich Timo zu seinem Freund Moritz sagen. Junge Schüler gratulierten den Erfolgreichen mit Handschlag und der respektvollen Frage: „Und, darf ich mich erkundigen, wie es jetzt weitergeht?“ Steffi hatte sogar Hilfe von ihren Freundinnen Natalie und Maxyne die extra aus München für sie kamen. Es war ein großer Mo- ment – und jetzt möchte ich Euch einfach bitten – an diesem Tag habt ihr es vielleicht nicht so deutlich wahrgenommen – versucht Euch noch einmal vor Augen zu führen, wie nah Euch Eure Mitschüler in diesem Moment waren – es war, weiß Gott, für einige ein schlimmer Moment – aber – sie waren mit Euch – sie haben Euch gehalten! Und genau so gehalten sollt Ihr Euch von jetzt an immer fühlen – seid nicht traurig, wenn Ihr morgen zur Tür rausgeht und im Rück- spiegel Eures Autos die anderen seht, die ein- fach wie immer zum Abendessen gehen. Was auch immer geschieht – in unserer Gemein- schaft habt Ihr Euren Platz – Ihr werdet immer einen Neubeurer finden, der Euch helfend zur Seite steht. Und was noch viel besser ist – Ihr werdet immer einen Neubeurer finden, der mit Euch feiert! Ein schöner Gedanke – der zu dem zweiten Ereignis überleitet: Vor zwei Wochen hat ein Freund aus meiner Klasse, die im Jahr 1984 - also vor gut dreißig Jahren - ihr Abitur hier gemacht hat, auf Schloss Neubeuern geheiratet. Natürlich eine Altschüle- rin. Die Hochzeit haben wir also erst vor we-
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