Jahrbuch 2012-2013
107 Vortragsreihe Neubeuern - Die private Internatsschule Schloss Neubeuern machte in letzter Zeit vor allem mit der Einführung des papierlosen Unterrichts amTablet-PC auf sich aufmerksam. Neben der Bereitschaft zu technischer Innovation seien Schulen aber zunehmend gefordert, auf vielfältigeWeise zur Vermittlung vonWerten und zur Persönlichkeitserziehung von Kindern und Jugendlichen beizutragen, ist Stiftungsvorstand und Internatsleiter Jörg Müller überzeugt. Als Referentin zum Thema „Werte damals und heute - Welche Werteerziehung braucht die Schule?“ sprach deshalb im vollbesetzten Festsaal die ehemalige Bundestagspräsidentin und frühere Bundesministerin Prof. Dr. Rita Süssmuth. Auf Vermittlung von McDonalds-Franchisenehmer Michael E. Heinritzi besuchte die ehemalige Bundes- tagspräsidentin Rita Süssmuth - seit 1997 Kuratori- umsvorsitzende der McDonald`s-Kinderhilfe-Stiftung - die Schule Schloss Neubeuern, hier zusammen mit Stiftungsvorstand und Internatsleiter Jörg Müller. Jede Generation sei gefordert, ihreWertvorstellun- gen zu überdenken und herauszufinden, welcheWerte es zu bewahren gelte. „Vertrauen und Achtsamkeit gegenüber den Menschen“ stellte Süssmuth in den Mittelpunkt eines respektvollen Umgangs miteinander. Empathie - das Vermögen, Gefühle und Absichten anderer zu erkennen und zu verstehen sowie selbst auf Gefühle anderer zu reagieren - hält die Professorin für Erziehungswissenschaften dabei für unverzichtbar. Grundlegende Voraussetzung dazu sei ein hohes Maß an Zuwendungs- und Beachtungszeit, um das Potenzial von Kindern zu erkennen und zu fördern. „Schule ist immer gefordert, sich für Erfahrungen aus anderen Lebensbereichen zu öffnen“, ist Süssmuth überzeugt, wie sie auch in ihren Begegnungen mit dem Violinisten Yehudi Menuhin festgestellt habe, dessen Stiftung mit dazu beitrage, „Aggressionen in konstruk- tive Energie umzusetzen“. Leider werde das fachliche Können eines Men- schen häufig höher bewertet als seine sozialen und emotionalen Kompetenzen, kritisierte die frühere Bundesfamilienministerin. Dabei gehörten diese Fähig- keiten unmittelbar zusammen und ergänzten einander. „Menschenbildung heißt Entwicklungschancen und Perspektiven geben“, unterstrich Süssmuth. Gleichzeitig appellierte sie an die Bedeutung einer ansprechenden schulischen Umgebung sowie eines aktiven Bemühens jedes Einzelnen für Präzision und Genauigkeit, um dem eigenen Potenzial gerecht zu werden, was zwar mit Anstrengungen verbunden sei, aber ein lohnendes Ergebnis nach sich ziehe. Nicht verdrängt werden dürfe allerdings auch der Aspekt des Scheiterns, welches im Leben unvermeid- bar sei und darum nicht verdrängt werden dürfe, aber gleichzeitig in sich den Ansporn zum Weitermachen trage, stellte die 75-Jährige abschließend fest. Eine begleitende Ausstellung im Saal der Schule ver- mittelte einen umfassenden Eindruck der schulischen Bemühungen zurWerteerziehung und deren konkreten Initiativen. Thematisiert wurden dabei auch die Bedeu- tung eines gerechten Handels sowie die sozialen Ak- tionen der Schulgilden und weltweite soziale Projekte, die durch Schulaktionen finanziell unterstützt werden.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy OTQ4NjU5