Jahrbuch 2013-2014

142 Internat Gruppenfahrt Gruppe Neubert 30. September 2013 Im Herbst fuhren wir in neuer Konstellation auf Gruppenreise. Neben dem allgemeinen Ken- nenlernen geht es auf so einer Fahrt rasch auch darum, die Positionen neu zu besetzen.Wer wird eine Führungsrolle einnehmen? Wer wird wohl eine Außenseiterrolle spielen?Wird sich jemand anders als sonst benehmen? Diese und andere Fragen stellte ich mir wie jedes Jahr zu Beginn der Reise zu unserem Selbstversorgerhaus im schönen Bayerischen Wald, in den ich mit meiner Kollegin und „mei- nen“ 15 Mädchen fuhr. Schon bei der Belegung der zwei Busse fiel auf, dass sich mal wieder die ausländischen Schülerinnen von den anderen absonderten - oder jene von diesen? Nicht, dass sie sich unfreundlich oder ablehnend gegenüber den anderen verhielten, aber man konnte eine feine Trennlinie zwischen den Gruppierungen spüren. Aber auch eine ebensolche zwischen den jün- geren und den älteren Schülerinnen. Nur eine lebhafte 15 Jährige verstand es, sich zwischen gleichaltrigen Freunden und den Abiturientinnen gleichermaßen sicher zu bewe- gen, ohne sich in ihrer Loyalität für eine Gruppe entscheiden zu müssen. Am Haus angekommen ergab auch die Zim- merverteilung eine ähnliche Konstellation, sowie die Aufteilung der Kochgruppen, die für jeweils einen Tag für die Beköstigung aller zuständig waren. Erfreulicherweise, und das ist immer wieder ein Beweis dafür, wie wichtig und richtig der ganze Aufwand einer Gruppenreise so früh im Schuljahr für Neubeuer Schüler ist, konnten dann die einzelnen Teilgruppen und besonders be- stimmte Gruppenmitglieder beim Kochen große Bewunderung und ehrliches Lob der anderen Kochgruppen in Empfang nehmen. Die beiden sonst eher stillen Chinesinnen überzeugten mit ihren selbst gemachten Sushis und unge- wöhnlich lebhaftem Umgang in der Küche. Die Einzelgängerin aus Russland entpuppte sich als Expertin im Backen hauchdünner Pfannkuchen. Den anderen, die sonst immer die Hauptrollen in der Gesamtgruppe spielten, mal zu imponieren, das tat ihnen sichtlich gut. Der lauteren Teilgruppe schien im Alltags- leben im Internat dagegen bisher noch nicht aufgefallen zu sein, wie tiefgründig und überaus kreativ ihre ausländischen Kolleginnen sein kön- nen und wie viel Humor sie besitzen. Interessant, dass diese sich automatisch aber auch schnell zu einer eigenen Gruppe zusammen gefunden hatten, obwohl sie aus so unterschiedlichen Ländern wie China und zum Beispiel Rumänien kommen. Da haben unsere deutschen Schüler schnell Berührungsängste. Und es bedarf mehr als einer Gruppenreise, um - nach dem eng- lischen Sprichwort „Strangers are just friends you haven´t met“ - instinktiv geschaffene Barrieren zu überwinden.

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