Jahrbuch 2013-2014

327 Feste maßen auf den anderen achten. Ab und an gibt es Streit in der Karawane. Klar, weil ja auch jeder seine eigenen Interessen hat. Es müssen sich in einer Karawane nicht alle lieben – aber alle müssen wissen: Die Karawane muss gemeinsam zum Ziel kommen. Sie tut es gemeinsam oder gar nicht. Deshalb ist Streit manchmal sogar wichtig: Über den richtigen und gangbaren Weg oder darüber, ob eine Wasserstelle nun gut oder schädlich zumTrinken ist. Jeder hat in der Karawane seinen Platz, wer dabei ist, gehört dazu. Da mag mancher den kleinsten und schmächtigsten für ent- behrlich halten – wenn es drum geht, aus einem engen Felsenspalt Wasser zu holen, geht es dann nicht ohne diesen. Das Wichtigste ist, dass jeder weiß: Wir haben uns hier zu- sammengetan, weil wir etwas erreichen wollen, jeder für sich. Die Karawane kommt aber ganz oder gar nicht an.Wenn’s auch gerade so aussieht, als bräuchte man diesen oder jenen nicht – um die nächste Ecke herum kann das schon ganz anders aussehen, der, der bisher als nutzlos galt, kann dann plötzlich alle anderen einen schritt weiter führen. Karawanen haben auf ihremWeg auch manche Durststrecken zu bewältigen. Da ist man dann tagelang unterwegs und sieht keinen Deut Erfolg und meint irgendwann im Kreis zu gehen. Da pappt einem irgendwann der Schweiß an Körper und Seele. Leider verirren sich Karawanen manchmal auch. Aber wo 322 Augenpaare acht geben aufeinander und auf den Weg, da kann viel weniger schief gehen, als wenn es nur 10 sind. Deshalb geht man ja als Karawane.Weil es gemeinsam leichter und sicherer ist. Jetzt steht die Karawane vor einer der großen Oasen auf dem Weg: Zeit, sich zu erholen. Zeit, endlich ins Wasser zu springen, mal tun, was gerade Spaß macht und einen interessiert, den Staub des Alltags von Körper und Seele waschen! Herrlich! Aber wie jede gute Karawane machen wir einen kurzen Halt vor der Oase, bevor wir sie betreten, und blicken kurz zurück und nach vorne und nehmen uns Zeit für zwei Erinnerungen: Erstens: Viele werden nach der Oase den Weg weiter mitgehen, aber einige verlassen nun die Karawane und gehen: Wir wünschen euch einen gesegneten Weg! wenn ihr euch einer anderen Karawane anschließt: Möge euch die nächste Karawane Erfolg bringen! Und mögt ihr zum Erfolg der nächsten Karawane, in der ihr mitgeht, beitragen! Zweitens: Neubeuern ist auch eine Karawane in der Zeit: Einige, die vor langer Zeit hier oben mitgegangen sind, haben diese Karawane weiterhin unterstützt und einige haben ihrenWeg abgeschlossen. In dieser Karawane soll keiner vergessen werden.Wir nennen die Namen dieser Wegbegleiter und wünschen ihnen Frieden. Nach dem kommenden Musikstück wollen wir draußen für sie einen Kranz niederlegen. Michael Schlierbach

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