Jahrbuch 2014-2015

210 Internat Herr Schlierbach Schloss Neubeuern 21. November 2014 „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt’s heraus“ „Wie man in denWald hineinruft, so schallt’s heraus“ - den Satz hört ihr oft als Mahnung. Aber ich möchte ihn euch heute mal anders zu Gehör bringen: Nicht als Mahnung, sondern als Hoffnung und als Ermunterung! Manchmal erlebt man ja die Menschen, denen man begegnet, wie einen eher finsteren Wald: irgendwie undurchdringlich, manchmal abweisend, ungerecht, manchmal tut sich einfach nichts. Jedenfalls kommt nicht so viel Gutes dabei heraus, wie man sich erhofft. Und jetzt kann man den Satz einmal umge- dreht anwenden: Wenn ich von einemMenschen (der sich wie ein Wald verhält, oder mehreren) etwas Gutes herausbekommen möchte – dann rufe ich etwas Gutes hinein. Oder gebe ihm etwas Gutes oder tue ihm etwas Gutes. Das funktioniert! – vielleicht nicht beim ersten Mal, aber meistens schon beim zweiten Mal. Warum ich das hier sage? fragt sich vielleicht jetzt jemand. Meine Antwort: Weil bald Weihnachten ist. Und weil Gott an Weihnachten angefangen hat, in den Wald zu rufen. Er hat vorher alles mögliche versucht: Segen, Schutz, Gebote und Gesetze – manchmal Milde und manchmal harte Strenge, sogar richtige Zornesausbrüche und Strafen, alles aber nur manchmal aber nicht immer erfolgreich. Aber an Weihnachten – da hat er im Grunde so in den Wald hineingerufen, wie es heraus- schallen soll: mit menschlicher Stimme! „Ich komme zu den Menschen als Mensch!“ – wie man in den Wald hineinruft … Jesus hat Gottes Stimme als menschliche Stimme, als Stimme voll menschlicher, freund- licher Gedanken hörbar werden lassen. Auch als Stimme, die manchmal klein und kleinlaut ist, als Stimme eines Kindes, als Stimme eines traurigen und als Stimme eines fröhlichen Menschen. Dadurch ist vieles gut geworden – auch wenn er wie jeder Mensch große Pleiten erlebt hat – aber er hat trotzdem nicht aufgehört, in denWald aus Menschen hineinzurufen. So hineinzurufen, wie es herausschallen soll. Die Zeit vor Weihnachten ist eine Zeit, in der wir das üben können. Die Lichter und der Glanz, die in der Adventszeit überall erstrahlen, stehen für mehr: Für unsere Möglichkeit als Menschen, freundlich zu sein. Und dadurch etwas Gutes für uns herauszubekommen. Und als Zeichen dafür zünden wir die Lichter hier an. Michael Schlierbach

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