Jahrbuch 2014-2015

89 Schule Ofenbau“, so dass solche Verbrennungsunfälle hoffentlich weniger werden. Im zweiten Projekt trafen wir „unsere“ Schülerinnen der Mary Ward School Lhuboo, mit denen wir bereits von zu Hause aus per Email-Briefen Kontakt aufgenommen hatten. Die katholischen Schwestern, die diese Schule leiten, besuchen die angemeldeten Kinder zu Hause und bitten solche, die etwas Schulgeld bezahlen können, ihre Mädchen auf andere Schulen zu schicken. So stellen sie sicher, dass sie wirklich die ärmsten Schichten erreichen, die normalerweise gerade Mädchen nicht einmal das Lesen und Schreiben erlernen lassen. Bil- dung ist die größte Hoffnung für die Menschen, um die Situation der Familien langfristig zu ver- bessern. Es war überraschend und auch sehr nett, die Jugendlichen dieses armen Stadtteils von Kathmandu kennenzulernen. Wir erlebten ihren Schulalltag mit: die Mittagsverpflegung (ein einfacher Brei aus einemTopf, der in Blech- teller verteilt wird), die Schuldisziplin (nicht nur die Schuluniform, auch die Benimmregeln sind streng), wir schauten in die Klassenzimmer, den Computerraum und die Schulbücher der verschiedenen Jahrgangsstufen hinein. Vieles kam uns bekannt vor, doch vieles war neu und gewöhnungsbedürftig. Wir besuchten ein Mädchen der Schule zu Hause. Die Wohnverhältnisse sind erschre- ckend einfach. Ein Schüler brachte es auf den Punkt, als er feststellte, dass nach allem, was er aus dem Geschichtsunterricht kennt und weiß, er vermutet, dass die Lebensumstände in Eu- ropa auch für die einfachere Bevölkerung be- reits im Mittelalter entwickelter waren, als was wir hier sahen. Die siebenköpfige Familie teilt sich eine Behausung aus aufgeschichteten Zie- gelsteinen ohne Mörtel und einem Blechdach mit ihren Tieren: links die Menschen, rechts die Kuh, die zwei Ziegen und Hühner. In der Mitte die Feuerstelle, quasi ein Lagerfeuer am Boden, ohne Schutz - hier war die Brücke zum Kranken- haus hergestellt. Es gab auch einen Gaskocher, doch der schien uns gefährlich unsicher, jeder Gaskocher eines Campingwagens in Europa ist besser geschützt. Die Armut der Leute ist wirk- lich sehr bedrückend. Natürlich wollten wir auch die Sehenswür- digkeiten der faszinierenden Kultur Nepals ken- nenlernen. Hierzu organisierten wir einen Rei- sebus (der TÜV hätte keine Freude an diesem Fahrzeug gehabt…) und luden die Jugendlichen der Schule ein, mit uns einen Ausflugstag zu erleben. So besuchten wir gemeinsam wun- derschöne Tempelanlagen und beeindruckende Stätten der hinduistischen und buddhistischen Religion, meist UNESCO Welterbe-Stätten, die heute durch das Erdbeben alle zerstört sind. So konnten wir den Schülerinnen wenigstens Erin- nerungen an ihre eigene Kultur schenken, denn es wird wohl längere Zeit erfordern, um diese kulturellen Schätze wieder herzustellen.

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