Jahrbuch 2015-2016

23 Schule Moschee Besuch München Der Islam in Jahrgangsstufe 7 „Der Islam selbst hat keine Symbole, der Halbmond auf der Flagge stammt noch aus der Zeit des osmanischen Reichs“, so beantwortet der Vorsteher der Moschee des Is- lamischen Zentrums Freimann, Ahmad Al-Khalifa, der eh- renamtlich Schulklassen durch die Moschee führt, eine der vielen und überaus interessanten Fragen der Schülerinnen und Schüler, nachdem er die Klasse nach einem abenteuer- lichen Hinweg durch sintflutartigen Regen freundlich im tro- ckenen Vorraum des sakralen Gebäudes in Empfang nahm. Der nassen Schuhe entledigt, wurde die Grup- pe in einen Versammlungsraum des Gebäudes ge- führt, der ein Stockwerk unter dem schon auf dem Hinweg bemerkten großzügigen Kuppelbau lag. Schnell fiel auf, dass hier alle Räume im Vergleich zu ei- ner christlichen Kirche raumfüllend mit Teppichen ausge- stattet sind, was eine recht wohnliche Atmosphäre schafft. In einer gemütlichen Stuhlkreisrunde ging Ahmad Al-Khali- fa ausführlich auf die vielfältigen Fragen der Schülerinnen und Schüler rund um den Islam und dessen Gotteshäuser ein. Besondere Betonung fanden bei diesem bereichernden Ge- spräch die großen Gemeinsamkeiten der drei abrahamiti- schen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam, die allesamt auf den selben Ursprung zurückzuführen sind und letztlich „gemeinsam an den einen Schöpfergott glauben, der unsere wunderschöne Welt mit all seinen Lebewesen erschaffen hat und der im Christentum ‚Gott‘, im Judentum ‚Jahwe‘ und im Islam eben ‚Allah‘ heißt“, so Al-Khalifa. Im Anschluss an diese einführenden Worte wurden die fünf Säulen thematisiert, wobei die Schülerinnen und Schüler einen guten Eindruck bekamen, „wie das mit dem Ramadan funkti- oniert“ bzw. in welchem Umfang Almosen abgegeben wer- den müssen. Bei Letzterem sollte ein Muslim etwa 4% des Einkommens an Bedürftige abgeben. In der Praxis kann man das Geld z.B. an gemeinnützige Organisationen überweisen. Was das Fasten anbelangt, sieht der Koran Ausnahmen vor: Sobald nämlich körperliche Schäden bei den Gläubigen zu be- fürchten wären, soll darauf verzichtet werden. In der Schwan- gerschaft ist dies z.B. der Fall. Werdende Mütter können die Anzahl der Fasttage dann zu einem späteren Zeitpunkt nach- holen. Falls Krankheiten wie Diabetes ein Fasten unmöglich machen, kann man z.B. stellvertretend einem bedürftigen Menschen die entsprechende Tagesanzahl Mahlzeiten zur Ver- fügung stellen oder ihm entsprechend Geld dafür bezahlen. Nach diesen ausführlichen Erläuterungen drängte es die Jugendlichen eine Etage höher, um nun auch noch den ei- gentlichen Gebetsort der Moschee erkunden zu können. Wie erwartet, trafen wir hier nicht auf üppig verzierte Wän- de mit Abbildung diverser Propheten, da der Islam dies nicht vorsieht, sondern auf einen separaten Eingang für Frauen, die den Gottesdienst oben auf der Empore besuchen, und auf die nach Mekka ausgelegten Gebetsteppiche der Männer, die vor der Gebetsnische angeordnet waren. Die Frauen dürfen, so erfuhren die interessierten Jugendlichen, auch unten bei den Männern beten, dann müssen diese sich entsprechend neu anordnen. Nur die Männer dürfen den Frauenbereich nicht betreten, um das Gebet der Frauen nicht zu stören. Auch wenn wir „dem Mann mit seiner angenehmen Stimme noch ewig hätten zuhören können“, so äußerte sich Victoria B. nach der Führung, mussten wir leider wieder den Heim- weg antreten, denn Züge warten bekanntlich nicht, egal an welchen Gott man in Verspätungssituationen das Stoßgebet richten würde... Anja Müller

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