Jahrbuch 2015-2016

230 Vortragsreihe „Gelähmt sind wir nur im Kopf“ Am Dienstag lernten wir einen sympathischen, sehr redseligen, wild umherlaufenden und gestikulieren- den Markus Holubek kennen, der am eigenen Leib erfuhr, wie ihm das Schicksal ein Schnippchen schlug und der uns in seinem Vortrag berichtete, wie er den Spieß einfach umdrehte und sein Schicksal quasi aus- trickste. Als begeisterter Sportler nahm Herr Holubek im Januar 2007 an einem Ski-Langstreckenrennen am Arlberg teil, stürzte schwer und war plötzlich quer- schnittsgelähmt. Sein erster Lendenwirbel war zer- trümmert, das Rückenmark zu 95% durchtrennt und abgequetscht. Die Prognose: Keine. Die Aussicht: Ein Leben im Rollstuhl. Im Moment des Sturzes dachte der sympathische Rheinländer, sein Leben wäre vor- bei. Das Sch***-Wort dominierte seine Gedanken. Ein Raunen ging durch den Saal. Getuschel. Meine verwunderte Sitznachbarin flüsterte mir zu, dass sie das nicht glaube. Das ginge doch gar nicht. Wenn er querschnitzgelähmt sei, wieso könne er dann hier so einfach rumlaufen. Er kann. Nach dem Sturz folgten 6 Monte stationä- rer Aufenthalt und 1,5 Jahre ambulante Therapie mit 5 h Training pro Tag. Ein harter Kampf, der sich lohn- te. Denn Markus Holubek kann heute wieder laufen. Etwa 30% seiner Muskeln unterhalb des Bauchna- bels sind eingeschränkt bis voll funktionsfähig. Die fehlenden 70% werden durch Kompensation ande- rer Muskeln ersetzt. Unterschenkel, Gesäßmuskula- tur, Blasen- und Enddarmmuskel funktionieren nicht mehr. Er schafft es jedoch, durch gesunde Ernährung und tägliches Training ohne große Einschränkungen zu leben. Beeindruckend! Herrn Holubek war es wichtig, den Schülern seine Geschichte zu erzählen, aber nicht, um Staunen her- vorzurufen, sondern um klar zu machen, dass es im Leben immer Momente gibt, in denen man sich ent- scheiden muss – zwischen aufgeben und weiterma- chen. Aufgegeben hat er nie. Heute gibt er seine Erfahrun- gen in Gesprächsrunden und als Mentaltrainer in The- rapien weiter und hat dadurch schon vielen anderen Patienten bei ihren „zweiten Gehversuchen“ gehol- fen. Denn das, so Holubek , ist seine Bestimmung. Katja Olschewsky & Julia Schmiedchen /

RkJQdWJsaXNoZXIy OTQ4NjU5