Jahrbuch 2015-2016
232 Vortragsreihe „Von Körpersprache und Illusionen“ Am 05. April durften wir einen ganz besonderen Gast bei uns begrüßen. Thorsten Havener , studierter Dol- metscher und Übersetzter, seit seiner Kindheit Zau- berkünstler, Mentalist, Speaker, Bestsellerautor & erfolgreicher Entertainer. Der Vortrag begann mit einem Experiment. Wir soll- ten die Beine im Uhrzeigersinn kreisen. Jeder machte mit. Dann sollten wir dazu mit den Händen eine 6 in die Luft malen. Verblüffung. Das geht ja gar nicht. So- bald man die 6 zeichnete, änderte sich die Richtung des Beines. Oder anders: Man schaffte es das Bein weiter zu kreisen, konnte aber keine 6 zeichnen. Da- raus folgte die Erkenntnis: Wenn Gedanken die Rich- tung ändern, folgt der Körper. Wie hat Thorsten Havener das gelernt? Mit 13 Jah- ren war er bereits als Zauberkünstler tätig und achte- te schon da auf die Körpersprache seiner Zuschauer, denn: Wenn man die Körpersprache der anderen le- sen kann, weiß man, wer sich für den Trick auf der Bühne am besten eignet. Zwar nutze er heute immer noch seine Kenntnisse als Zauberkünstler, jedoch läge sein Fokus heutzutage auf dem Verstehen der Körpersprache. Wie also geht das? Körpersprache lesen? Dazu holte er einen Schüler auf die Bühne. Leon sollte den Na- men einer Person, die er mag, auf einen Zettel schrei- ben und Herr Havener findet den Namen später, nur anhand der Körpersprache heraus. Leon schreibt also den Namen auf den Zettel und Thorsten Havener zerreißt diesen. Jetzt steht Leon ihm direkt gegen- über und soll in Gedanken den Namen mehrfach wie- derholen. Thorsten Havener nimmt Stift und Zettel und schreibt den Buchstaben H. Das stimmt schon mal. Der Name besteht anscheinend aus drei Silben und ist eher unbekannt in Deutschland. Zustimmung von Leon . Leon soll weiter an den Namen denken und Thorsten Havener schreibt in der Zeit einen Na- men auf seinen Zettel. Er bittet Leon den Namen laut zu nennen: Habiba , der Name seiner Mutter. Kurz da- rauf dreht Thorsten Havener das Blatt, auf dem eben jener Name zu lesen ist, um. Alle sind überrascht und fragen sich, wie er das wohl gemacht hat. Hat er wirk- lich Gedanken gelesen oder ist es doch eine Illusion? Grundsätzlich arbeite er beim Körperlesen in drei Schritten. Der erste und wichtigste Schritt sei die Wahrnehmung. Täglich prasseln ca. 500.000 Informa- tionen pro Sekunde auf uns ein, von denen wir aber meist nur ein Bruchteil wahrnehmen. Man sieht eben immer nur das, worauf man sich konzentriert. Am Ge- genüber nimmt man maximal 5-9 Sachen wahr. Die weiteren Schritte seien Veränderung und Bedeutung. Thorsten Havener erklärte den Schülern, worauf sie beim Gegenüber achten sollen. Beispielsweise erkenne man ein echtes von einem falschen Lächeln recht schnell. Beim echten Lächeln lächeln Mund und Augen (Augenfältchen) beim falschen hingegen nur der Mund. Das Alphatier einer Gruppe erkenne man an den großen, ausladenden Gesten und dem rau- meinehmenden Verhalten. Darüber hinaus orientieren sich die anderen an den Reaktionen des Alphas. So reiche es, in einer Gruppe einen Witz zu erzählen und zu schauen, wer als erstes lacht und wer sich erstmal umschaut, wie sich das Alphatier verhält. Er erklärte den Schülern, dass Beeinflussung nicht nur aus dem besteht, was man sagt, sondern die Kör- persprache auch einen wesentlichen (subtilen) Anteil hat. Köpersprache läuft auf der unbewussten Ebe- ne ab und wird meist komisch, wenn man anfängt, darüber nachzudenken. So riet er den Schülern, z.B. vor einer Prüfung oder einem Referat an der eigenen Körpersprache zu arbeiten indem sie die „Siegerpo- se“ einnehmen d.h. breite Beine, Arme in die Höhe. Diese Pose führe dazu, dass weniger Stresshormone produziert würden und man gelassener in Prüfungen gehe. Als Gegenbeispiel nannte er die Verliererpose: Kopf nach unten und hängende Schultern, die zur ver- mehrten Produktion von Stresshormonen führe. So zeigte er wiederum, dass man auch in der Lage ist, den Geist durch den Körper zu beeinflussen. Zu guter Letzt ließ er noch eine Schülerin seine Ge- danken lesen. Dies versetzte uns abermals ins Stau- nen, da sie, bis auf eine Antwort, alle Stichpunkte auf Thorsten Haveners Notizzettel richtig nannte. Mit tosendem Applaus wurde er von unseren Schülern in den Abend entlassen. Jedoch konnte er nicht so ein- fach gehen, denn am Ende rang sich noch eine Schar interessierter Schüler um ihn, die jede Menge Fragen, besonders über die Tricks, hatten. Laut Schüler, der beste Vortrag in diesem Jahr. Wir bedanken uns recht herzlich bei Herrn Havener und seiner Familie, dass sie sich die Zeit genommen haben, uns zu besuchen und hoffen, ihn wieder einmal bei uns begrüßen zu dürfen. Julia Schmiedchen & Katja Olschewsky /
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