Jahrbuch 2015-2016

398 Vermischtes Die Heuberghütte Die Geschichte des Jagdhauses in der Mailach unterhalb des Heuberg Gipfels beginnt 1896. Baron und Baronin Wendelstadt kamen nach ihrer Hochzeit im Oktober 1895 auf einer Wanderung auf die wunderschön gelegene Hochalm. Der Baronin gefiel dieser Platz sofort und sie wünschte sich hier eine Bleibe. Ein Jahr später führte der Baron seine Frau wieder an diesen Platz, und siehe da, innerhalb eines Jahres hatte der Baron ein Jagdhaus errichtet. Dieser Platz mit seinem großen Jagdgebiet wurde in den folgenden Jahren ein beliebter Platz für Gäste des Schlosses, die sich hier gerne zur Jagd einquartierten. Zeugnis über die Besucher gibt ein eigenes Gästebuch der Heuberghütte. Den ersten Eintrag machte der Schwager von Jan von Wendelstadt Eberhard von Bodenhausen der am 17. August 1900 hier seinen ersten Gamsbock schoss. Ein Dauerjagdgast wurde Graf Christoph von Degenfeld Schonburg , der Bruder von Julie von Wendelstadt, der hier oft mit seiner späteren Frau Gräfin Ottonie weilte. Man findet ein Bild von ihm im Gästebuch des Schlosses mit demTitel „Der Graf vom Heuberg“. Tragischerweise starb er kurz nach der Geburt seiner Tochter Marie-Therese im April 1908. Seine junge Witwe fiel in eine tiefe Depression und suchte u.a. auch Erholung auf dem Heuberg. Ihr Dichterfreund Hugo von Hofmannsthal unterstützte sie in dieser schweren Zeit und besuchte auch die Hütte mit ihr, wie der Eintrag vom 12. Oktober 1910 zeigt. Nach der Gründung unserer Schule am 1. März 1925 nutzten auch immer wieder Lehrer und Schüler das Refugium als Unterkunft bei ausgedehnten Bergwanderungen im Heuberg und Hochriesgebiet. Unser Altschüler Hans Albrecht von Gronau berichtet in seiner Biographie von einem Besuch Pfingsten 1938: Am Sonnabend vor Pfingsten fuhren wir mit dem Rade nach Nussdorf, kauften dort Proviant ein und stiegen dann den Heuberg empor. Es ging sehr hübsch und lieblich durch hohe Buchenwälder an kleinen Kapellen und Kirchlein vorbei. Nach einer Stunde Marsch langten wir bei unserer Hütte an. Sie liegt wirklich malerisch in einer Mulde am Berg. Die Sonne schien schön und so ließen wir uns noch ordentlich bescheinen. Als es dunkel wurde, gab es bei Kerzenschein (keine Elektrizität) ein kaltes Abendbrot, welches uns vortrefflich mundete. Dann unterhielten wir uns noch am flackernden Kaminfeuer(nachtswurdeesverdammtkühldort oben), bis alles müde auf seine Bettstatt kroch. Am nächsten Morgen wurden wir durch lärmende, johlende KdF-Scharen (Kraft durch Freude), die durch das Tal zogen, geweckt. Draußen war herrlichstes Wetter, tiefblauer Himmel und eine toll heiße Sonne. Aber es wehte auch ein kräftiger Wind. Den ganzen Vormittag in der prallen Sonne gelegen. Es ist mir aber sehr gut bekommen. Am Nachmittag erstiegen wir die „Wasserwand“ – Südseite. An der Heuberghütte um 1900 von l.nr. Dora von Bodenhausen, ihr Bruder Graf Christoph Martin von Degenfeld, Baronin Julie von Wendelstadt, sitzend mit Zigarette Baron Jan von Wendelstadt Graf Christoph Martin und Gräfin Ottonie Degenfeld Schonburg

RkJQdWJsaXNoZXIy OTQ4NjU5