Jahrbuch 2015-2016

88 Schule Theaterfahrt Schloss Neubeuern 12. Mai 2016 Am Donnerstag, den 12.05.2016, machte sich die kom- plette Q11 am Nachmittag auf den Weg ins Residenztheater nach München, um dort eine Aufführung von Faust I anzu- sehen. Da dieses Drama für unser Deutsch-Abi sozusagen Grundwissen ist, hatten die jeweiligen Deutschkurse Goethes bekanntestesWerk einigeWochen zuvor im Unterricht detail- liert besprochen, bis der ein oder andere Schüler des Fausts und seiner Erkenntnissuche müde war. Doch bevor wir unser Wissen aus dem Unterricht für die Aufführung wieder aus un- serem Gedächtnis hervorkramten, machten wir als vorgezo- genes Abendessen noch einen kurzen Abstecher zum Hans im Glück. Von dort ging es dann zu Fuß aus zum Resi, wo wir um 19 Uhr die Vorstellung „Faust“ der Dramaturgin Angela Obst in der Inszenierung von Martin Kušej besuchten. Für manche war dabei vielleicht schon der Theaterbesuch an sich etwas Neues, für andere womöglich das Residenzthe- ater oder beispielsweise der Gong, mit dem zu Beginn wie zum Ende der Pause zum Platznehmen im Theater aufgeru- fen wurde. Doch was uns alle mit Sicherheit überrumpelt hat, sowohl Schüler als auch Lehrer, war die Inszenierung selbst. Diese war nicht nur anfangs gewissermaßen verwirrend, weil die Aufführung mit dem 5. Akt des 2. Teils anfing, sondern warf die gesamte uns bekannte Chronologie über Bord, da bis zum Ende hin Ausschnitte aus Faust II, der im Unterricht nur am Rand behandelt wurde, mit dem ersten verschränkt wurden. Auch obszöne Szenen blieben uns nicht verwehrt: Auftritte nackter Männer und Frauen sowie Einblicke in Fight- clubs, die auf den ersten Blick scheinbar keinen Bezug zu dem im Unterricht behandelten Drama aufwiesen, stellten die Suche des Faust nach dem ultimativen Kick, für den er sich mit Mephisto an die Grenzen der Zivilisation begibt, auf eine neue Weise in beeindruckender Szenerie dar. Selbst wenn es uns nicht gelang, alle Szenen, Auftritte und Inhalte nachzuvollziehen, und die Meinungen zum Stück auseinandergingen, so hat uns die Inszenierung vor Augen geführt, wie unterschiedlich, interessant und neuartig ein Drama doch ausgelegt und interpretiert werden kann, selbst wenn es noch so „breitgetreten“ ist wie Goethes Faust. Mit dieser neuen Erfahrung gingen wir nach unserer Ankunft am Schloss am späten Abend zu Bett. Ines Schneider Betreuende Lehrkräfte der Fahrt: Dominik Schmalkalt, Michael Vicedom und Anja Müller

RkJQdWJsaXNoZXIy OTQ4NjU5