Jahrbuch 2016-2017

42 Schule Abba Naor, kennt ihr ihn? Das ist ein Mann mit einer sehr, sehr langen und interessanten Lebensgeschichte, die helle und dunkleTage gehabt hat. Herr Naor ist heute ein Zeitzeuge, der über die Zeit erzählt, die für alle ein Albtraum gewesen ist. Abba Naor hat uns in seiner „Zeitmaschine“ mitge- nommen und die Welt des Zweiten Weltkriegs gezeigt. Abba Naor ist geborener Litauer und lebte mit seiner Familie in Kaunas. Es war eine große Familie, bestehend aus den beiden Eltern und drei Söh- nen, die ehrlich gearbeitet hatten, wie er sagte, als die schwarze Zeit kam. „Die Juden“, so wurden sie jetzt nur noch genannt, wurden aus der Gesell- schaft ausgeschlossen und in Gettos eingesperrt. 1941 ist Abbas Kindheit beendet. Abbas großer Bruder wurde beim Einkaufen geschnappt und er- schossen. Sein kleiner Bruder und seine Mutter wurden am 26. Juli nach Auschwitz gebracht und noch am selben Tag vergast. Abba selbst landete im Konzentrationslager „Utting“ am Ammersee. Das KZ Utting war eines der schlimmsten, dort hatte kaum jemand eine Überlebenschance. Wenn man am Leben bleiben wollte, musste man ständig arbeiten – allerdings ohne entsprechende Ernährung. Abba hatte Glück, er durfte selbst eine kleine Diesellok bedienen. Lange hat es aber nicht gedauert. Herr Naor hat sich als Freiwilliger für das KZ „Kaufering“ gemeldet, in der Hoffnung, dass er da seinen Vater findet. „Todesmarsch“ – so nannte man später den Weg nach Kaufering. Die Gefangenen sind neunTage durchmarschiert.Wer ihnen helfen oder Essen geben wollte, wurde sofort weggeschickt mit den Worten: „Lass die Finger von denen, die sind Kriminelle!“. Wer nicht mehr gehen konnte, wurde sofort erschossen. Aber die Hölle war am 2. Mai 1945 zu Ende, als an der Grenze zur Schweiz alle von amerikanischen Sol- daten befreit worden sind. Noch wusste niemand, dass der Krieg zu Ende ist, aber alle waren voller Hoffnung. Die Gefangenen haben von amerika- nischen Soldaten Essen und Kleidung bekommen und waren befreit! Drei Monaten später hat Abba seinen Vater gefunden, er ist aber nicht lange bei ihm geblieben, sondern nach Israel umgezogen. Heute hat Abba Naor eine große Familie und ist ein Zeitzeuge, der vor allem in Schulen seine Geschichte erzählt. Herr Naor ist im Vorstand des internationalen Dachau-Komitees. Es war ein großes Vergnügen und sehr spannend, einen solchen Gast hier kennenlernen zu dürfen und die Geschichte so aus erster Hand zu erfahren. Abschließend lässt sich sagen, dass der Vortrag sehr informierend war und man sehr viel mitgenommen hat. Wir danken Frau Bäuml für die Or- ganisation und allen anderen Beteiligten bei der Realisierung dieses Ge- sprächs! Polina Paleeva Zeitzeuge Abba Naor Schloss Neubeuern

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