17 Schule Die Glosse Dienstagmittag. Schulversammlung. Schon wieder! Sämtliche Schüler Schloss Neubeuerns schlurfen wieder einmal mehr oder weniger motiviert zu dem Mittags-Entertainment-Programm, bei dem sie vom Alleinunterhalter, Herrn Christopei, sowie einigen Gastauftritten beschäftigt werden, um danach zum völlig ordentlichen ambulanten Mittagessen gehen zu dürfen, wo Lehrer und Schüler gleichberechtigt werden. Als der Festsaal bereits beinahe zum Bersten gefüllt ist, dringt die donnernde Stimme von Herrn Christopei über die Menge hinweg. Spätestens jetzt sind alle Augen nach vorne gerichtet. Er hat die ungeteilte Aufmerksamkeit, als er die Schüler bittet, wie üblich die Kaugummis zu entsorgen. Für viele scheint dieses permanente Kauen geradezu überlebenswichtig zu sein, jedoch ist an dieser Regel nichts zu ändern. Also gilt: Kaugummis raus! Bei den Schülern brandet Begeisterung auf, als Herr Käufl ankündigt, nun auf die Junior-Wahlergebnisse dieses Jahres eingehen zu wollen. Der Enthusiasmus der meisten Schüler, die somit noch länger auf das ach so gute Mittagessen warten müssen, ist förmlich greifbar. Doch was ist Das!? Die FDP hat 20% mehr Stimmen als im echten Wahlkampf? Das kommt definitiv nicht von der drastischen Senkung der Erbschaftssteuer im Wahlprogramm der FDP, sondern von dem Ziel der FDP, allen deutschen Schülern beste Bildung - nach Neubeurer Vorbild versteht sich - zu garantieren. Zwar hat die SPD das auch vor, aber aufgrund deren dem-armen-Mann-gerecht-kommenden Politik will das gut betuchte Neubeuern bis auf einige Ausnahmen nichts von solcher „Sozen-Politik“ wissen. Vielleicht ist es aber auch das komplette Glasfaserinternet, das die Neubeurer Schüler befürworten – versteht sich bei der Zeitspanne, die ein Neubeurer am Laptop verbringt. Schließlich will man ja unter keinen Umständen unnötig Zeit verschwenden bei der digitalen Arbeit. Zum Abschluss ruft man die Wahlhelfer nach vorne, um sie besonders für ihre Verdienste an der Schule zu ehren, sind sie doch schließlich Veteranen einer ermüdenden, zermürbenden und höchst nervenaufreibenden Wahldurchführung in einem Wahllokal, gebaut mit eigener Hand. Dass sich ein neuer Programmpunkt ankündigt, merkt man vor allem an den laut knarzenden Holzdielen, die imTakt der Schritte sonderbare Geräusche von sich geben. Herr Christopei bereitet die Schüler mit Hilfe von Maxim, der in der Schlossfeuerwehr tätig ist, auf einen bevorstehenden Probe-Feueralarm vor. So weist er mit lauter Stimme darauf hin, dass es nicht erwünscht ist, wenn Schüler trotz mehrfacher Aufforderung beispielsweise im Hof stehen bleiben, anstatt den Anweisungen der Feuerwehrleute zuzuhören. Doch kann man es wohl kaum als böswillige Absicht der Schüler betrachten, wenn sie nach einem sehr anstrengenden, zermürbenden Schultag nicht mehr genug Kraft aufbringen können, sich von der Stelle zu bewegen. Herrn Christopeis ambitionierte Versuche, die Schüler mit seiner Darstellungsweise zu erreichen, führen dazu, dass selbst Schüler, die bis dahin noch im Land der Träume verweilten, plötzlich hellwach sind und aufmerksam seinen Ausführungen lauschen. Ebenso, als es um die Ehrung der Besten des Leichtathletikwettbewerbs geht. Die Schüler, die hoch motiviert und frei nach dem Motto ,,höher, schneller, weiter“ beimWettbewerb ihr Bestes gegeben haben, werden dafür von Herrn Zovko mit einem Schokopokal belohnt. Welch eine Ehre! Ebenfalls einen solchen Pokal erhalten die Besten des 24-Stunden-Laufs. Diese liefen natürlich nur der sportlichen Höchstleistung zu Liebe - nicht etwa wegen der Privipunkte - bis zu sensationelle 200 Runden. Egal aus welcher Motivation, ist diese Leistung definitiv zu würdigen! Zuletzt erklärt Herr Christopei, worauf es bei der Smart-Office-Wear ankommt. Die Mädchen bezeichnet er als Augenweide, während die Jungen seiner Meinung nach in ihrer Kleiderwahl in diesem Jahr zu wünschen übriglassen. Sollte man doch meinen, dass es keine allzu große Herausforderung sein kann, jeden Tag mit Jackett zum Unterricht zu erscheinen. Allerdings ist dies vielleicht auch zu viel verlangt für einen gymnasialen Oberstufenschüler. Als nach einer guten Stunde endlich die Erlaubnis zum Aufstehen erteilt wird, ist die Antwort kollektives Aufatmen. Endlich vorbei! Endlich essen! Erneutes Stühlerücken, Tuscheln, Lachen. Langsam leert sich der Saal. Schülermassen strömen dem Duft von Essen entgegen, das von der ausgehungerten Schülerschaft bereits sehnlichst erwartet wird. Und es bleibt nur zu sagen: Bis zur nächsten Schulversammlung! Carlotta Geiger, Hans Ohle
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