Jahrbuch 2017-18

44 Schule P-Seminar Hugo von Hofmannsthal Schloss Neubeuern 2017-18 Zum ersten Mal beschäftigte sich die Fachschaft Deutsch mit dem berühmtesten Gast des Schlosses zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Anja Graf und Verena Bäuml betreuten das PSeminar und die Hofmannsthal Gesellschaft mit Dr. Katja Kaluga und Dr. Joachim Seng sowie vor Ort Reinhard Käsinger unterstützten in der Recherche. Abschlussarbeit war die Gestaltung einer eigenen Webseite zu Hugo von Hofmannsthal in Neubeuern mit dem Dreh von Videoclips zu seinen Aufenthalten. Sichtung von Quellenmaterial in Neubeuern und bei der Hofmannsthal Gesellschaft in Frankfurt waren die Schwerpunkte der Arbeit zum Thema. Ein weiterer Schwerpunkt war die Ausarbeitung der Beziehung des Dichters zu Ottonie Gräfin von Degenfeld-Schonburg, der Schwägerin unserer Schulgründerin Baronin Julie von Wendelstadt und Besitzerin des Landgutes Hinterhör in Altenbeuern. Mit Ottonie Gräfin Degenfeld, von der er schon vierTage nach der ersten Begegnung, am 1. Dezember 1906, an Eberhard von Bodenhausen schrieb: „die ist unglaublich nett! so etwas liebes gutes und Freudenmachendes. Mit der möchte man gleich ein Jahr allein auf einer wüsten Insel leben und sich nur von Möveneiern nähren, es müßte doch nett sein“ (BW, S. 188), verband Hofmannsthal ab 1908 eine besonders innige Freundschaft. Er verhalf der vom Schicksal hart getroffenen, schwer leidenden Witwe zu neuem Lebensmut. Der Briefwechsel zwischen beiden gibt ein eindrucksvolles Zeugnis davon. Zwischen 1910 und 1914 verbrachte er mit seiner Frau Gerty regelmäßig die Jahreswechsel mit Freunden in Neubeuern. Im Weltkrieg waren Besuche nicht möglich, erst 1920 konnte man wieder in Neubeuern oder in Hinterhör zusammenkommen. Seit der Wiederverheiratung Julie von Wendelstadts mit Hans Wolfgang Herwarth von Bittenfeld, am 9. Dezember 1916 (1922 geschieden), besuchten sie lieber das nahegelegene Gut Hinterhör der Gräfin Ottonie, denn mit dem neuen Schloßherrn vertrug sich Hofmannsthal nicht gut. „In Hinterhör und auf Schloß Neubeuern arbeitete Hofmannsthal auch gerne an seinen Dichtungen. Teile von ‚Cristinas Heimreise‘, von ‚Das Leben ein Traum‘ und des ‚Schwierigen‘ entstanden hier, ebenso Szenen der Dramen ‚Der Turm‘ und das ‚Salzburger Große Welttheater‘ sowie der Oper ‚Die Ägyptische Helena‘.“ Eine Szene im 2. Akt des Lustspiels Der Unbestechliche hat sogar seinen realen Ursprung in Neubeuern. Eines Tages hatte der Wind einige Manuskriptblätter aus dem Fenster seinesTurmzimmers in den Garten geweht, und es kos- stete viel Mühe, sie wieder einzusammeln.Wer einmal auf Schloß Neubeuern war, wird viele Lokalitäten im Unbestechlichen wiedererkennen, vor allem besagtes Turmzimmer, aus dem Blick auf das Turmzimmer imWestturm im Vordergrund Hofmansthals Tintenfass und sein Gästebucheintrag 1909 Hugo von Hofmannsthal in Hinterhör

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