Jahrbuch 2019-20
14 CORONA Der Weg nach Hause war sehr belastend. Normalerwei- se dauert es nur 20 Stunden, bis ich daheim bin. Dieses Mal waren es 30 Stunden. Die Kontrolle im Flughafen war wegen der Ausbreitung das Coronavirus extrem streng. Zuerst bin ich von München zum Transit nach Thailand geflogen, dann bin ich direkt nach Shanghai Pudong geflogen. Nachdem die Anreisenden durch den Zoll gekommen waren und ihre Gepäckstücke geholt hatten, wurden sie eingeteilt, weil sie verschiedene Pro- vinzen als Zielorte hatten. Die Leute, die aus der glei- chen Provinz kamen, haben gemeinsam auf den Bus gewartet. Der Bus fuhr jedes Mal nur 25 Menschen in eine Richtung, wo dann die Busse für die verschiedenen Städte dieser Provinz warteten. Es dauerte ungefähr 2 Stunden, um von Shanghai zum Zwischenstopp zu fa- hren. Nach der Anreise wurden wir dann nach Städten eingeteilt. Meine Heimat ist Changzhou und es dauert ungefähr 40 min vom Zwischenstopp bis zum Hotel, wo ich die Quarantäne antreten sollte. Nach mehr als 30 Stunden war ich endlich im Hotel, wo ich nun die Quarantäne mache. Das Leben der Quarantäne ist eigentlich gemütlich, da die Einrichtungen des Hotels gut sind und der heimische Geschmack des Essens mir sehr gut tut. Laut der Re- geln können meine Eltern mir auch täglich Lebensmittel, Obst oder Snacks schicken. Aber man kann leider kein Take-away Essen bestellen. Es kommt jeden Tag eine Ärztin, die meine Temperatur zweimal misst, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Sie kommt einmal am Morgen um 9 Uhr 30, einmal am Nachmittag um 15 Uhr 30. Ich dachte eigentlich, dass ich mich an den isolierten Lebensstil bzw. an das “ Social Distancing” gut und schnell gewöhnen kann, weil man alleine in einem Zim- mer wohnt und theoretisch immer machen kann, was man will. Am Anfang ging es mir auch ganz gut damit. Die Quarantäne stellte mir plötzlich viel Freizeit zur Verfügung. Die Filme, die ich zuvor immer anschauen wollte, aber nie Zeit dafür fand, konnte ich jetzt anschau- en. Die Bücher, für die ich mich schon seit langem im- mer interessiert hatte, konnte ich nun lesen. Ich kochte mir selbst jeden Tag Kaffee und das Leben war zunächst sehr chillig. Aber nach nur einer Woche war ich schon ein bisschen gelangweilt. Ich hatte keine Motivation mehr, irgendwel- che Filme anzuschauen oder Bücher zu lesen. Ich hoffte, dass die Zeit so schnell wie möglich vergehen möge, sodass ich nicht mehr warten musste. Dann aber bin ich auf die Idee gekommen, dass ich viel- leicht selbst einige Herausforderungen an mich stellen muss, wie z.B. früh am Morgen aufzustehen oder ein Buch innerhalb eines Tages fertig zu lesen. Mit diesen kleinen Herausforderungen wird mein Leben nicht mehr so einfarbig sein. Junye Shen in China Quarantäne Schloss Neubeuern
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