Jahrbuch 2019-20

40 CORONA 15. März, Sonntagabend - und die Schüler*innen reisen nicht an! Was machen wir nur? Erst einmal haben alle wie paralysiert ge- nug damit zu tun, die neuesten Entwicklungen zu verdauen. Co- rona! Nun betrifft es also auch uns. Zum Glück können sich die 15 Mentor*innen um die ca. 20 verbliebenen Internationalen küm- mern. Wir schreiben einen angepassten Betreuungsplan und or- ganisieren Aktivitäten für sie, damit ihnen nicht die Decke auf den Kopf fällt und wir ein paar pädagogische Aufgaben zu erledigen ha- ben. Wir überlegen auch, wie lange dieser Zustand wohl anhalten wird. Allmählich dämmert, dass dieses Vakuum mindestens bis nach den Osterferien andauern wird. Also machen wir aus der Not eine Tu- gend und setzen Themen der Internatsentwicklung auf die Tages- ordnung der virtuellen Mentorenkonferenz, für die uns im Alltag meist die Zeit fehlt. Der Austausch über Themen wie Kommuni- kation, Tagesstruktur, Bildung Plus, Nachhaltigkeit und Regelwerk gelingt über „Teams“ - eine Anwendung, welche im familienähn- lichen Internatsalltag natürlich bisher nie nötig war. Die Ideen dazu werden in einer gemeinsamen OneNote-Datei geteilt, kommen- tiert und weiterentwickelt. Darüber hinaus wird nach einem festen Dienstplan in einer Art „Zweischicht-Betrieb“ gearbeitet und ein Feriendienst für die Osterferienzeit organisiert und vorab „einge- spart“. Die Hoffnung auf eine Rückkehr der Schüler*innen nach Ostern zer- schlägt sich. Wie weiter? Die vielen Impulse zur Internatsentwick- lung müssen erst sortiert werden, also sind neue Ideen gefragt. Der Jahreszeit entsprechend gehen wir Mentor*innen zu prakti- scheren Tätigkeiten über. Da sind beispielsweise Ski- und Fahrrad- keller, die entrümpelt und neu eingerichtet werden wollen. Vom vermoosten und überwucherten Golfplatz werden mit Hilfe der Handwerker 16 Tonnen Kunstrasen abtransportiert. Auf eine neue Humusschicht säen wir eine zartbunte Blumenwiese aus, die bald schon Bienen, Hummeln und andere Insekten anlockt. Von oben nach unten, von hinten nach vorn werden der Turm, die alte Turn- halle und die Kapelle von Spinnweben befreit und entstaubt. Auch die Schachfiguren und der Springbrunnen auf der Süd können aus- gewintert werden. Schafswiese und der Hohlweg zum Edeka wer- den gesäubert, freigeschnitten und von Fremdkörpern befreit. Und schließlich bekommt das EDEN in Erwartung der Schüler*innen ein corona-taugliches Hygiene- und Bewirtungskonzept. Das meiste davon geschieht tagsüber, während die verbliebenen Internatsschüler*innen in der Bibliothek oder im Internatszimmer dem Distanzunterricht beiwohnen. Danach können sie sich in eine Auswahl kreativer und sportlicher Angebote einwählen. Am sicht- barsten sind dabei das hinten genauer vorgestellte „Bank-Projekt“ von Hr. Christopei sowie das „Wohnwagen-Projekt“ von Hr. Heyer. Großer Beliebtheit, sich etwas der Abkapselung auf dem Schloss- berg zu entziehen, erfreuen sich sechs ausleihbare E-Bikes, die un- seren Fuhrpark seit April ergänzen. Dennoch fehlt uns natürlich unsere Kernaufgabe, die Betreuung un- serer Schüler*innen. So sind wir froh, als sich nach den Pfingstfe- rien die ersten Jahrgangsstufen zurückmelden und die Menge der Sonderaufgaben allmählich zurückgeht. Ein Brainstorming zu den 17 Zielen nachhaltiger Entwicklung der UN-Agenda 2030 beschließt unseren Katalog an Sonderaufgaben und geht nahtlos über in die Sensibilisierung und intensive (pädagogische!) Vermittlung der Co- rona-Regeln bei allen Rückkehrern. Das Experiment „Distanz-Un- terricht“ und für uns „schülerfreies Arbeiten“ ist damit hoffentlich vorbei. Dies hoffen wir zumindest alle für das neue Schuljahr. Beate & Oliver Dietz (-Langer) Mentorenprojekte Schloss Neubeuern April 2020

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