107 SCHULE 11 sein Leben dafür aufs Spiel. Das ist schon ein Stück Neubeuerns, das muß man sicher sagen.“ Schloss Neubeuern 1947 „Ein Comeback für Direktor Rieder“ Der Neuanfang als Stiftung: 1947-1951 Schon die Baronin hatte geplant, das in Privatbesitz befindliche „Landschulheim Neubeuern“ in eine Stiftung umzuwandeln, und diesen Wunsch auch testamentarisch festgehalten. Sobald es die politische Situation erlaubte, bemühte sich also die Erbin des Schlosses, ihre Nichte Comtesse MarieTherese Miller-Degenfeld, diesen Plan zu verwirklichen. Gemeinsam mit engagierten Altschülern - Baron Stauffenberg und Baron Wolff - sowie einigen anderen Personen, denen das Schicksal Neubeuerns am Herzen lag (Dr. Hinze, Dr.Linn, Dr. Reisinger, Dr. Stolze, Dr. Wendelstadt und Baron Welser) bildete sie im November 1947 ein „Gründungskonsortium“, das die „Stiftung Landerziehungsheim Neubeuern“ ins Leben rief. Mrs. Miller gelang es unter Mithilfe des ausgezeichneten Juristen und Freundes der Familie, Baron Welser, in Verhandlungen mit der amerikanischen Besatzungsmacht, zumindest wieder in den Besitz des Schlosses zu gelangen. Eigentlich sei es sogar ihr Eigentum, da der Verkauf im Jahre 1942 unter politischem Druck stattgefunden habe. Weil sie vorhatte, das zurückerhaltene Schloss sofort einer Stiftung zu übergeben, wurde ihrem Wunsch relativ schnell stattgegeben. An die Spitze wurden zwei Lehrer der Vorkriegsschule berufen: Direktor Rieder als Stiftungsvorstand und Dr. Alwin Müller als Schulleiter. Hinzu kam Dr. Walter Schuster als Internatsleiter. Am 8. April begann der zunächst noch provisorische Schul- und Heimbetrieb mit 34 Schülern und 9 Erwachsenen. Doch nachdem im Juni 1948 die Satzung der „Stiftung Landerziehungsheim Neubeuern“ vom Bayerischen Kultusministerium genehmigt worden war, konnte der Schulbetrieb mit dem Schuljahr 1948/49 offiziell beginnen. Man startete mit 127 Schülern (in den Klassen 1-6) und mit 21 Erwachsenen. Die Schüler waren in Zimmern mit 6-12 Betten untergebracht und wohnten im Ost- und Mittelbau. (Das Klassenzimmer im großen östlichen Südturm war damals noch Schülerzimmer mit 9 Betten). Und man aß noch von Blechtellern, die erst 1950 abgeschafft wurden. Über die Verteilung der Ämter auf der Leitungsebene konnte man sich in den ersten Jahren nach der Neugründung wohl nicht so recht einigen. Denn schon 1949 wird Direktor Rieder von einem dreiköpfigen Stiftungsvorstand abgelöst (Dr. Schuster, Dr. Müller und Dr. Hilpert), dem allerdings 1950 erneut Direktor Rieder folgt. Als dann Baron Welser im Jahre 1951 für kurze Zeit Stiftungsvorstand wird, löst Direktor Rieder Herrn Dr. Müller in der Schulleitung ab, bekleidet dieses Amt aber auch nur bis 1952. Er zieht sich dann aus Altersgründen von der Leitungsebene ganz zurück. Das Schul- und Internatsleben trägt noch unverkennbar Merkmale der Vorkriegszeit. Die „Gruppen“ heißen noch „Kameradschaften“ und zum Sportfest wird noch durch das Dorf marschiert. Der Sport gewinnt wieder seine für Neubeuern wichtige Funktion. Sportarten, die wettkampfmäßig betrieben wurden, sind Leichtathletik, Handball und Hockey. Der Neuanfang forderte, daß man oft auch selber zupacken mußte. Die im Krieg verwahrloste alte Turnhalle wird 1949 in einer gemeinsamen Aktion von Schülern und Lehrern wieder hergestellt. Im Schuljahr 1949/50 erhöhte sich die Zahl der Schüler bereits auf 200 (davon 185 Interne). Es werden für alle Klassen alt- und neusprachliche Züge eingerichtet. Auch müssen die Schüler von nun an neben dem Unterricht „Gilden“, Arbeitsgemeinschaften und Sportgruppen besuchen. vgl. Dr.Thomas Herfurth Jahrbuch 2000 S. 7-25 Klasse 1948 auf der Südterrasse ARCHIV Marie-Therese Miller-Degenfeld 1945 in Hinterhör im Militärjeep (erster Besuch ihrer Mutter Gräfin Ottonie seit Kriegsbeginn aus Virginia)
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