109 SCHULE Unterhaltsträger deutscher Privatschulen. Sie wird mit Ministerialerlassen vom 5.4.1939 und 26.7.1939 Zwangsverband für die Privatschulen; die Mitgliedschaft wird Voraussetzung der Anerkennung als Privatschule. Im NS-Lehrerbund wollten einige Landerziehungsheime zunächst eine Fachschaft bilden (1934). Dies entsprach jedoch nicht der Systematik des Verbandes. Ab 1937 bilden einige Landerziehungsheime eine Untergruppe der Fachschaft Gymnasien. Die Verbindung der höheren Schulen mit Internaten war ein Fernziel national-sozialistischer Schulpolitik (bereits 1930 formuliert von G. Usadel: Plan einer deutsche Nationalerziehung, NS-Monatshefte 1930). Reichsministerium, NSDAP, SA und SS bemühen sich daher von 1933 an um die Einrichtung jeweils organisationseigener Internatsschulen, um Nachwuchs zu erziehen. Am 20.4.1933 verfügt der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung die Umwandlung der staatlichen Internatsschulen Plön, Köslin und Potsdam zu Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (offizielle Abkürzung NPEA, üblich: Napola). Nach der Entmachtung der SA 1934 unterstellen der Reichsminister und der Reichsleiter SS die Napolas einem zunächst kommissarischen, später vollamtlichen „Inspekteur“. Inspekteur wird der Leiter des SS-Hauptamtes, SS-Obergruppenführer August Heißmeyer (Heißmeyer bekleidete das Inspekteur-Amt ehrenamtlich, wurde damit nicht Untergebener des Reichsministers, sondern blieb als Leiter des SS-Hauptamte: dem SS-Reichsführer unterstellt). 1934 gründet die SA die NS-Deutsche Oberschule Feldafing, die 1936 dem Stellvertreter des Führers unmittelbar unterstellt wird und ab 1940 „Reichsschule der NSDAP“ wird. 1936 gründet die NSDAP unabhängig vom Reichsminister, aber mit Billigung Hitlers die ersten drei „Ordensburgen“ (ab 1937 „Adolf-Hitler-Schulen“) Crössinsee, Vogelsang und Sonthofen. Das gesetzte Ziel, jeden Gau mit einer Adolf-Hitler-Schule zu besetzen, wird allerdings nicht erreicht. Am 12.2.1941 gibt Hitler die Weisung, eine „Ausweitung der Internate des Staates“ vorzunehmen. Dies wird als Gleichschaltung privater Internatsschulen verstanden, insbesondere der 69 anerkannten Internatsschulen mit rund 6.000 Schülern (1939 gab es an 21 Napolas, 10 Adolf-Hitler-Schulen und der Reichsschule Feldafing insgesamt 6.000 Schüler, während 36.700 Schüler private Internatsschulen und Schülerheime besuchten). Der Reichsminister ernennt daraufhin am 24.8.1941 Heißmeyer auch zum Inspekteur der deutschen Heimschulen innerhalb seines Ministeriums. Am 14.12.1941 unterstellt Heißmeyer die privaten höheren Internatsschulen seiner Inspektion (u.a. Schloss Neubeuern). 1942 gibt es die ersten 18 Deutschen Heimschulen. Im Dezember 1942 werden die restlichen Internatsschulen, die in der „Reichsvereinigung“ zusammengeschlossen sind, Heißmeyer ebenfalls unterstellt. Anfang 1943 gibt es 35 Deutsche Heimschulen und 58 unterstellte Internatsschulen, im September 1944 61 Deutsche Heimschulen und 66 unterstellte Internatsschulen. Zur Klarstellung: Insgesamt gibt es folgende Kategorien von Internatsschulen: - Napolas (u.a. Schulpforta, Neubeuern) - Adolf-Hitler-Schulen, - Deutsche Heimschulen, - unterstellte Internatsschulen, die Deutsche Heimschulen werden sollen, - unterstellte Internatsschulen, die keine Deutschen Heimschulen werden sollen. Zuständig für alle diese Schulen außer den Adolf-Hitler-Schulen war Heißmeyer, der ab 1939 ein eigenes SS-Hauptamt „Dienststelle SS-Obergruppenführer Heißmeyer“ leitet. Die Aufsicht führte er in unterschiedlichen Funktionen: - über die Napolas als an die SS und den Reichsminister angelehnter „Inspekteur“ - die Deutschen Heimschulen als Inspekteur des Reichsministers, und - die übrigen unterstellten Internatsschulen im weiteren Bereich der Inspektion der Deutschen Heimschulen. Erst mit der Zusammenfassung der Aufsichtsfunktionen in der Person Heißmeyers wurde die Aufsicht schlagkräftig; die Verstaatlichung als Deutsche Heimschule wäre den qualifizierten Internatsschulen erspart geblieben, wenn das Kriegsende nicht dazwischengekommen wäre. Quellen: Hans Heckel: Deutsches Privatschulrecht, Berlin/ Köln, 195 Alfred Homeyer: Die Neuordnung des höheren Schulwesens im Dritten Reich. Lose-Blatt-Sammlung. Berlin 1939. Harald Scholz: Nationalsozialistische Ausleseschulen. Göttingen, 1973. 13
RkJQdWJsaXNoZXIy OTQ4NjU5