116 SCHULE 20 morgen fort. Der Tag war sehr anstrengend - unentwegt kamen Schüler, um sich zu verabschieden. Erst spät kamen auch wir dazu, die wenigsten Abschiedsbesuche zu machen - zuerst bei Direktors, es sah schon sehr ungemütlich im ganzen Haus aus. 19.2.41 - wir alle warten, ob noch eine Verzögerung der Räumung erreicht werden kann, der Chef ist in Berlin beim Führer. 20.2.41 - Der Chef ist aus Berlin zurück, hat dort nichts ausrichten können. So sind auch unsre Tage hier gezählt. Auf dem Weg traf ich Gräfin Degenfeld und Mammi Bodenhausen, sehr gedrückt beide. 22.2.41 - Am Nachmittag im Schloß. Frau Rieder war ganz kaputt, fast wirr... am 10.3. müssen Direktors aus ihrer Wohnung heraus sein. Aber wohin? Bei Frau Baronin drehte sich auch das Gespräch um die Zukunft der Familie Rieder. Ich bot an, mit ihr unser geliebtes Eichendorff-Haus zu teilen, aber die Baronin meinte, daß wir nicht gut mit Rieders zusammenhausen könnten, wir sollten doch auch nachhause zu meiner Mutter... ich rannte im Galopp nachhause, telegrafierte an meine Mutter. 27.2.41 - Zum Abendbrot im Schloß. Bei der kleinen Tischgesellschaft herrschte rechter Galgenhumor. Auch Hinterhör wird geräumt für Hamburger bombengeschädigte Kinder, auch die Kochschülerinnen müssen fort. 9.3.41 - Eines sehr schönen Sonntag-nachmittags ging ich mit den Kindern zu Direktor Rieder. Er ist jetzt Leutnant im Heer und hat einen sehr vertrauensvollen Posten. Sie wohnen jetzt beim Gärtner Heibl. Dann gingen wir nach Hinterhör. Es war dort wie immer eine große fröhliche Gesellschaft. Die Gräfin zeigte uns das Schulhaus und wie sie wieder alles so reizend hergerichtet hatte für die neuen Kinder, die in wenigen Tagen unter Leitung von BDM Hinterhör bevölkern werden. Im Schloß hat Mami Lieven für 141 Kinder ebenfalls unter BDM-Leitung voller Fürsorge alles hergerichtet. MechthildWillberg (1941) seit 1937 in Neubeuern Eine entscheidene Rolle beim Verkauf der Schule spielte Julie´s Patensohn Sandro Dörnberg: Erinnerungen Marie-Therese Miller-Degenfeld „Niemand konnte Sandro übersehen, da er mit seinen zwei Metern und feuerroten Haaren alle überragte. Sandro war der Enkel der Baronin Schenck, von uns Tante Louise genannt. Sie war eine Freundin des Hauses, die immer wiederkehrende: sechs Wochen im Frühling und sechs Wochen im Herbst sah man sie in allen Wettern durch die Inn Auen marschieren. Ihr Enkel, ich glaube eines der vielen von Julies Patenkindern, kam oft ins Schloss, besonders während des Studiums in München. Er brachte Leben und Lachen ins Haus; wenn Sandro da war ging stets was los, denn er brachte Leben in die Bude! Man tanzte, spielte Tennis und machte Touren. Zu den Treibjagden oder Entenjagden war er, als guter Schütze, ein beliebter Gast. (zu sehen auf weiteren Gästebuchseiten) Er wählte nach seinem Jurastudium die Diplomarbeit, das war vor den Hitlerzeiten. Als die Nazis allmächtig Direktor Rieder im Salon Gästebuch Schloss Neubeuern Bd. VII Karte aus Russland des ehemaligen Schülers Wolfgang Riedesel ARCHIV Dankesschreiben der Kinderlandverschickung ARCHIV
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