Jahrbuch_2020-21

140 SCHULE Unsere Skikurse Mein Leben lang bin ich gern Ski gefahren. Aber richtig, guat gfahren bin ich nia! Leider. Immer mehr mit Kraft als mit Eleganz undTechnik. Und dabei hatten wir mit Neubeuern drei Mal ein Skilager. Ich glaub fast damals hatte man noch nicht die moderne Lehrmethode, in 14 Tagen zum „Wedler". Oganga is scho mit der Ausrüstung, weißgestrichene Eschenbrettl (wias a die Soldaten ghabt ham) mit Stahlkanten und einer -Strammer- Federzugbindung. Nix Sicherheitsbindung. Schwere Holzstecken dazu, Skimützen aus Loden, graue Anoraks, Überfallhosen und Lederstiefel. Wie es eben damals, vor fast 60 Jahren, Mode war. Die Ski wurden übrigens in der Kapelle des Schlosses gelagert. Die ist vor kurzem schön renoviert worden. 1. Skilager (Winter 1942/43) Es ging nur auf die andere Innseite, auf die Asten. Die Astenhöfe auf 1100m Höhe sind noch heute ein beliebter Ausflugsort für die Rosenheimer. Die jetzige alte Wirtin und Bäuerin ist die Schwägerin der damaligen Wirtin. Ich geh jetzt noch fünf bis sechsmal im Jahr rauf und im Dezember 2000 hab ich den Nikolaus für die drei Astenkinder gemacht. Geschlafen haben wir damals im Lager unter dem Dach. Das Dach war net ganz dicht. Einmal hats recht reingeschneit und ich bin am Morgen mit dem Kopf im Flugschnee aufgewacht. Das Essen war meiner Erinnerung nach recht guat. Den Kakao gab es im Alu -Becher. Die waren so heiß, daß man warten mußte, bis sie abkühlten, dann konnte man sie anfassen und trinken. Geübt hamma auf der flachen Wiese vorm Astenhof. Heute würde man sagen „Babyhang", Höhe ca 50 m, mehr nicht. Schnee treten, Stangen setzen, runterfahren und wieder raufsteigen, so is des ganga damals. Gelernt habe ich damals den „Telemark". Bei dem ist ein Ski beim Bogen etwa 50 cm vor dem anderen Ski und du mußt in die Knie gehen beim Kurven fahren. Schaut recht elegant aus, wenn man es kann! Das Dumme war nur, daß ich den Telemarkstil mein Leben lang nimmer ganz rausgebracht hab. Noch heut hab ich im Tiefschnee ein Skispitzel zu weit vorn beim Schwung. Unser Skilehrer war, so glaub ich, der Herr Rahm, kraftvoll und energisch. Aber scheinbar haben wir doch was gelernt damals. Denn die Besten vom Zug durften zum Abschluß mit die Ski ins Tal runter fahren nach Flintsbach. Das ist ein ziemlich steiler Waldweg mit Furchen und engen Kurven. Passiert ist aber nix bei der Abfahrt. Heit fahrt koa Mensch mehr mit den Skiern da runter, bloß noch Rodler.Vor a paar Jahr ist ein junger Rodler an der Kurven oberhalb der Ruine Falkenstein zu Tode gestürzt. Skikurs 2 (Winter 1943/44) Skikurs zwei war auf der Eggen-Alm am Fellhorn oberhalb von Reit im Winkl. Reit im Winkl ist noch heute ein Schneeloch, und damals gabs noch mehr Schnee als heute. Mühsam sind wir aufgestiegen im tiefen Schnee die 950 Höhenmeter, ich glaub, mit dem Tornister am Buckel. Die Eggen Alm, wohl das heutige Straubinger Haus des AV, war tief verschneit. Unsere Schlafkammer (kein Massenlager mehr!) lag im 1. Stock. Zum Pinkeln sind wir auf den Balkon raus, bis zu dem der Schnee rauf langte. An den Skikurs selbst erinnere ich mich nicht mehr. War wohl recht mühsam im tiefen Schnee! Der letzte Skikurs Der letzte Skikurs war dann am Gerlos-Pass, der Grenze zwischen Salzburg und Tirol, im Hoteldorf Königsleiten. Anfahrt per Bahn. Ich erinnere mich noch, daß war in Wörgl umsteigen mußten und lange am Bahnsteig warten mußten. Wieder kam ein langer Aufstieg zum Quartier. Im Finstern sind wir endlich angekommen droben. Müde und hungrig. Hungrig waren wir eigentlich das ganze Jahr über. In Königsleiten hatten wir richtige Skilehrer. Das waren Gebirgsjäger, ziemlich harte Knochen: Gelernt haben wir aber viel. Auch Touren unternahmen sie mit uns. Einmal sind wir in eine Lawine, ein Schneebrett gekommen. War nicht besonders gefährlich, aber ein paar sind doch bis über die Brust im Schnee dringesteckt. Zum Abschluß gabs ein ein Wettrennen mit Wertung für irgendeinen Titel. Die Piste wurde kurvig und steil gesteckt und mit Stoppuhr wurde gemessen. Ich fuhr ehrgeizig, aber schon beim dritten oder vierten Tor ging die Skibindung auf und mich hats geschmissen. Bis die Bindung wieder saß verging jede Menge Zeit, doch ich fuhr trotzdem weiter und landete weit hinten im Feld. Und den Titel habe ich auch nicht gekriegt! Mein Skilehrer war der Oberjager Zierer. Unsere Gruppe ist mit ihm beim Essen an einem Tisch gesessen. Beim Frühstück gab es für denTisch eine kleine Schüssel Marmelade. Der Oberjäger hat sich natürlich als Erster bedienen dürfen und hat nicht gespart bei sich. Das Marmeladenschüsserl war immer halb leer nach ihm und wir mußten uns den Rest teilen. Ich hab den Oberjager Zierer daher nicht gern mögen. Und zum Abschluß des Skilagers habe ich die ersten Verserl meines Lebens gedichtet. Ich kann sie noch heute: Der Oberjager Zierer, frißt vui Marmalad wenn dann nix mehr da is sagta jetzt is z´spat. Soweit unsere Skilager. Unser bester Fahrer war wohl der Haßlberger Simon ausTraunstein, ein schneidiger Bursch. Noch andere hams ganz guat kenna, aber i war bloß oberes Mittelfeld. Bis heute! JosefTaubeneder Taubeneder und Gall im Skilager 44

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