143 SCHULE 47 Schälen der Nüsse wurden die Hände allerdings braun und haben einen verraten. Einmal waren wir beim RAB – See (Reichsautobahnsee) beim Zelten (Samstagnachmittag – Sonntag). Fahrräder hatten wir nicht. Der Schule stand auch kein Auto zur Verfügung. Wenn einer etwas Größeres vorhatte, mußte er sich abmelden. Zu den Essenzeiten mußten wir zurück sein. Hat jeder dort die gleiche Ideologie vertreten? Wir waren ja Kinder – bei Kriegsende war ich 13! Für uns war das Essens- problem wichtiger. Viele Väter waren im Krieg und mußten an der Front kämpfen. Wir kannten nur die NSDAP als Partei. An Medien gab es nur die Zeitung (Völkischer Beobachter), 1 Exemplar am Schloss. Von Demokratie haben wir nichts gehört, von verschiedenen Parteien auch nicht. Vom Kommunismus schon, gegen den führten wir Krieg. Die Medien sprachen von Geheimwaffen und vom Endsieg, alles staatlich gelenkt. Was ist passiert, wenn man mit den Ideen des Nationalsozialismus nicht mehr einverstanden war? Etwas Zweifel hatten wir: der Vater vom Hutter Hans war im Afrika Korps und in Tunesien in amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten. Vierheller berichtete nach den Ferien im Januar 1945 die Russen sind bereits in Ostpreußen eingefallen; Mit den Ideen des Nationalsozialismus konnten wir uns kaum befassen beziehungsweise auseinandersetzen. Von Demokratie hatten wir nie etwas gehört. Wir kannten keine anderen Parteien - alle waren verboten. Wir hatten ja keinen Vergleich mit den Regierungsformen anderer Länder. Wir hatten andere Probleme. UnsereWährung war die Doppelbrotschnitte. Einer meiner Schulkameraden hat von einem anderen Klassenkameraden einen Gürtel erworben. Für den Gürtel sollte er einen Brotlaib bezahlen. Solange wir in der Napola waren konnte mein Schulkamerad den Gürtel nicht bezahlen, da er kein Brot kaufen konnte. Er hatte zwar Geld (Reichsmark), konnte aber ohne Marken kein Brot kaufen. Bei einem Klassentreffen in den sechziger Jahren bezahlte mein Schulkamerad seine Schuld mit einem großen Laib Brot. Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Zeit damals? Für mich waren die schönsten Erinnerungen die Wandertage, die von der Woche vor den Ferien und die Schilager: Heuberg, Kranzhorn, Dandlberg, Hochries, Vorderkaiserfelden, Brünnstein. Skilager: hohe Asten, hohe Tauern. Außerdem hatten wir eine tolle Kameradschaft in unserer Klasse. Man hat immer einen gefunden, der einem geholfen hat der bei einer Sache mitgemacht hat. Was ist Ihre unangenehmste Erinnerung? Wenn einer etwas angestellt hatte, ich weiß nicht mehr was, aber es waren harmlose Dinge wie zum Beispiel Wäsche im Spind nicht sauber auf Kante gelegt, beim Antreten zu spät gekommen, Torf für den Kachelofen nicht rechtzeitig geholt, Schuhe oder Uniform nicht sauber geputzt …Dann mussten alle zur Strafe Kniebeugen oder Liegestütze machen. Wer sich nach einer Weile noch am Schrank hochziehen konnte, durfte aufhören. Ich fand es nicht richtig, dass wegen einer kleinen Sache alle bestraft wurden. Des Weiteren fand ich es auch nicht gut, dass unsere Stubenältesten eine solche Macht hatten, sie waren ja nur drei Jahre älter als wir (aus Schulpforta und Preußen). Gott sei Dank kam das selten vor! Wie war die Außenwirkung im Dorf/ Umgebung? Die Außenwirkung kann ich wenig beurteilen, da müsste man ältere Menschen im Dorf befragen. Unsere Außenwirkung war meines Erachtens gering. Wir hatten ja nur wenig Freizeit, um mit den Dorfbewohnern in Kontakt zu kommen. Außerdem waren wir angehalten uns gut und einwandfrei zu benehmen. Wir gingen zum Bäcker Meier und kauften Lebkuchen ohne Marken, beziehungsweise gingen zum Friseur. Außerdem besuchten wir hin und wieder die Haschlalm. Ich selbst arbeitete 2 Tage bei einem Bauern beim Dreschen. Das war harte Arbeit, aber ich tat es gerne. Während der Drescharbeiten gab es ordentlich zu essen: Schweinebraten und Kartoffelknödel Völkischer Beobachter 1944 ARCHIV
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