Jahrbuch_2020-21

144 SCHULE 48 und ich durfte soviel essen wie ich wollte. Außerdem haben wir bei einem Bauern den Kartoffelacker nach Kartoffelkäfern abgesucht. War es ein persönlicher Entschluss der Eltern, dass Sie diese Schule besuchen? Meine Eltern hatten sechs Kinder. Vielleicht waren sie froh, dass sie sich dann um ein Kind etwas weniger kümmern mussten. Wie sind sie ausgerechnet auf diese Schule gekommen? Ich ging in die vierte Klasse der Volksschule am Gotzinger Platz in München. Eines Tages kam der Rektor der Schule, den ich in der zweiten Klasse als Klassenlehrer hatten in unser Klassenzimmer und er meinte die Napola in Neubeuern wäre eine gute Schule für mich. Er übergab mir sämtliche Bewerbungsunterlagen, die ich meinen Eltern geben sollte. Bei der Beschreibung der Schule wurde auch erwähnt, dass sie Unterricht im Reiten haben sollten. Das hatte mir damals sehr gefallen; aber an der Napola gab es den Reitunterricht später nicht. War die Zugehörigkeit der Eltern zur NSDAPVoraussetzung für die Aufnahme? Weder mein Vater noch meine Mutter war Mitglied der NSDAP. Die Zugehörigkeit zur NSDAP war sicherlich keine Voraussetzung zur Aufnahme in diese Schule. Wurden Sie beim Ausleselehrgang zur NPEA ideologisch geprüft? In Kasperlmühle inWeyarn mussten wir eine Aufnahmeprüfung ablegen.Wir wurden im Rechnen geprüft und mussten einen Deutschaufsatz schreiben. Außerdem fand eine Art Geländespiel statt. An eine ideologische Prüfung kann ich mich nicht erinnern. Sind Sie damals gerne in die Schule gegangen oder waren Sie damals begeistert von der Schule? Ja, ich ging gerne in die Schule, darunter und Schülern eine sehr gute Kameradschaft herrschte. Gab es Schwierigkeiten nach dem Krieg, wegen des Schulbesuches? Nach dem Krieg sollte ich die Oberschule an der Müllerstraße in München besuchen. Dort wurden alle Schüler befragt: „Wer von einer Napola oder Adolf-Hitler-Schule kommt soll sich melden, der muss eine Aufnahmeprüfung machen.“ Ich habe mich nicht gemeldet, denn ich kam von der Oberschule in Traunstein. (Schulbesuch in Traunstein von Januar bis April 1945). Ich musste von der Oberschule inTraunstein eine Bestätigung nachweisen, dass sich dort zur Schule gegangen bin. Wie ist Ihre heutige Sicht auf die Dinge von damals? Heute sehe ich die Dinge kritisch. Damals war eine völlig andere Zeit, die man heute nur sehr schwer verstehen kann. Es war Krieg und es herrschte Not und es waren alle arm. Die Lebensmittel waren rationiert und man konnte nur das kaufen, was man auf Lebensmittelmarken und Bezugsscheine bekam. Die Väter waren meist im Krieg und mussten an der Front kämpfen. Heute leben wir alle im Überfluss, damals gab es wenig Informationen: Zeitung und Rundfunk. Die wenigen Informationen waren vom Staat gelenkt und gefiltert. Das heißt, wir erhielten damals nur jene Informationen, die der Staat für gut hielt. Die Presse und der Rundfunk waren staatlich gelenkt und sie waren fest in der Hand des Staates. Die Bürger bekamen nur zensierte Nachrichten und Informationen. Die Pressefreiheit war vollkommen außer Kraft gesetzt. Wie viele Sportstunden hatten Sie pro Woche? An die Zahl der Sportstunden in der Woche kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich meine, wir hatten zwei Unterrichtsstunden vormittags. Wir mussten zum Sportplatz beziehungsweise zur Turnhalle 5-10 min gehen. Ich glaube, wir haben die Sportkleidung bereits auf unseren Stuben angezogen. DesWeiteren hatten wir an einem Nachmittag noch zwei Sportstunden, aber nicht regelmäßig. Wie wurde der Sport den anderen Fächern gegenüber gewertet? Damals ist mir die Bewertung des Sports ganz normal vorgekommen. Wenn ich aber heute mein Zeugnis betrachte, dann sehe ich, dass wir in Völkischer Beobachter 1944 Rosenheimer Anzeiger 7.3.1942 Kasperlmühle im Mangfalltal

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