Jahrbuch_2020-21

145 SCHULE 49 sechs verschiedenen Sportarten bewertet wurden. Daran kann man erkennen, dass bereits damals wichtig genommen wurde. Konnte man mit der Sportnote andere Fächer ausgleichen? Nach meiner Auffassung konnte man mit guten Sportnoten keine schlechten Noten in anderen Fächern ausgleichen. Welche Sportarten und auf welchen Plätzen wurden sie angeboten? Leichtathletik auf dem Sportplatz unten (Kollmaierhaus) Gymnastik/Freiübungen auf dem Sportplatz unten Geräteturnen (Reck) Turnhalle Bodenturnen (Matte) Kletterseil Völkerball Handball auf dem zweiten Sportplatz unten (Altenbeuern) Schwimmen im Freibad (Moorbad Holzham) und am RAB-See Fußball durften wir nicht spielen, da wir keine Schuhe hatten. Gab es Sportfahrten und wenn ja in welcher Sportart und wohin? Sportfahrten: Rosenheim Lauf Wettbewerb man hatte uns die schlechteste Band zugeteilt Schilager hohe Asten und hohe Tauern War der Sportunterricht „militärisch“ ausgerichtet? Der Sportunterricht war nach meiner Änderung ganz normal. Der Unterricht war streng, aber nicht militärisch. Wenn ich jedoch die Ausbildung im Geländesport und im Schießen betrachte, könnte man diese als vormilitärische Ausbildung bezeichnen. Damals wurde uns auch gesagt, dass wir in einem Jahr Leutnant werden können. In den ersten zwei Jahren hatten wir in Neubeuern keinen Zeichenunterricht. Im dritten Jahr bekamen wir einen neuen Lehrer, der uns beim Architektur-Zeichnen (Einfamilienhäuser, Grundrisse und perspektivisches Zeichnen) unterrichtete. Bei dem Lehrer handelte es sich um einen Künstler der entarteten Kunst, der Mal- und Ausstellungsverbot hatte, der in der Nähe von Betreuern wohnte. Dr. Rahm vereinbarte mit ihm, dass er sich politisch nicht äußern darf. Der Künstler war froh, dass er endlich aus seiner Einsamkeit und Verbannung herausgeholt wurde und an der Schule unterrichten durfte. Der Dank des Vaterlandes ist Dir gewiss. Im Jahre 1944 wurde der Volkssturm aufgestellt. Im Volkssturm wurden Männer, die vom allgemeinen Wehrdienst befreit waren, zusammengefasst. Sie sollten die Heimat gegen die vorrückenden Feinde verteidigen. Ich vermute Dr. Rahm ist damals mit der Aufstellung des Volkssturms beauftragt worden. Er gab mir eine Liste (Name, Ort, Straße, Hausnummer) und teilte mir mit, dass ich die betreffenden Bauern verständigen müsse, wann der nächste Dienst stattfindet. Warum Dr. Rahm ausgerechnet mich zum Volkssturmmelder ausgewählt hat, weiß ich nicht. So informierte ich die einzelnen Bauern über die Übungen, zu denen sie antreten mussten. Die meisten akzeptierten den Termin, wenige schimpften. Als ich alle verständigt hatte, musste ich Dr. Rahm eine Meldung machen, dass iich alle Mitglieder des Volkssturms verständigt hatte. Er bedankte sich bei mir immer mit dem gleichen Satz: „Der Dank des Vaterlandes ist dir gewiss“. Meistens hatten meine Klassenkameraden frei, wenn ich als Volkssturmmelder Dienst hatte. Die Mitglieder des Volkssturms mussten oft verständigt werden, denn es sollte eine zusätzliche Verteidigungstruppe aufgestellt werden. Jedes Mal wenn ich meine Meldung vollendet hatte, bedankte sich Dr. Rahm mit dem Spruch: „der Dank des Vaterlandes …“ Vermutlich war es bereits Ende November 1944, als ich wiederum Dr. Rahm meine Meldung überbrachte und immer wieder um den Dank des Vaterlandes versicherte, ich glaube zum 12. Mal. Auch Frau Rahm hatte meine Bemerkung gehört. Zugleich gab sie mir ein Schüsselchen Pudding mit süßer Sauce. Ich war damals 13 Jahre alt! Helmbrecht Saumweber Bilder ARCHIV - DOEDTER

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