45 SCHULE Mit „Neubeurer Welt“ meinen wir hier die Gemeinde Neubeuern und im Schwerpunkt das damalige Landheim Schloss Neubeuern mit dem Gut Hinterhör als Schule. SchülerInnen und MitarbeiterInnen sprechen bis heute noch über eine Art zweite oder vorübergehende Heimat. Für Bausinger ist z.B. Heimat eine räumlich-soziale Einheit, in welcher der Mensch ein Stück Sicherheit und Verlässlichkeit seines Daseins erfährt, ein Ort tiefstenVertrauens. „Heimat als Nahwelt, die verständlich und durchschaubar ist, als Rahmen, in dem sich Verhaltenserwartungen stabilisieren, in dem sinnvolles, abschätzbares Handeln möglich ist - Heimat also als Gegensatz zu Fremdheit und Entfremdung, als Bereich der Aneignung, der aktiven Durchdringung, der Verlässlichkeit.“ (vgl. BAUSINGER S.20) Bewegte Heimat meint hier im Schwerpunkt die sportlicheTätigkeit in „bewegten“ politischen Zeiten. Schon lange hängt das Bild der „Neubeurer Welt“ unseres ehemaligen Kunstlehrers Hans Grad in unserer Bibliothek und im Eingangsbereich unserer neuen Sporthalle. Unseren SchülerInnen gefällt dieses Bild aus früheren Zeiten sehr gut. Die Wenigsten jedoch wissen, welche Zeit unserer Schulgeschichte hier dargestellt ist. Im Rahmen des „Geschichtswettbewerbes des Bundespräsidenten“ bot sich die Gelegenheit diese Welt näher zu erforschen. Dass der Sport hier eine wichtige Rolle spielte, sah man schon beim ersten näheren Anschauen. Schnell fielen uns die Oympischen Ringe ins Auge und nachdem wir einige Namensabkürzungen in unserem Archiv, betreut von Angelika Schmolke und Reinhard Käsinger, recherchierten, wurde uns schnell klar, dass es sich nur um die Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin handeln konnte. Wir erkannten, dass wir uns mit 2021 in einem Jubiläumsjahr befinden. Spannender war die Suche nach dem Künstler des Bildes. Erst nachdem wir die Sütterlin Buchstaben hg recherchierten, wurde uns klar, dass es sich nur um den Kunstlehrer dieser Zeit handeln konnte. Viele Fragen standen im Raum: Wie war damals Schule vor dem 2. Weltkrieg? Welche Rolle spielte der Sport in der damaligen Zeit?Was ist von damals übrig? Damit war das Thema unseres Wettbewerbbeitrages gefunden. Damit stellten sich die weiteren Fragen von selbst. Wo und wie können wir recherchieren? Gibt es noch Zeitzeugen? Zum Glück hat unsere Schule eine gut dokumentierte Geschichte, sowohl vom Schloss vor der Schulgründung 1925 als auch bis heute mit regelmäßigen Jahresberichten in Schülerzeitungen und Jahrbüchern. Sehr geholfen hat uns die diesjährige weitgehende Digitalisierung unseres Archivs. Höchst interessant war auch die Durchsicht des Archivs nach Erinnerungsstücken aus dieser Zeit, insbesondere die Sichtung der Tiefbrunnenfunde unseres Schlossbrunnens 2009. Ein Highlight ist der Fund unseres ehemaligen Sportlehrers Reinhard Käsinger von 2006, indem er 16 Filmrollen Kodak 8mm aus der Zeit von 1936 - 1938 in der Garage der letzten Zeitzeugin des Jahrhunderts, Comtesse Marie-Therese Miller-Degenfeld, der Tochter der Gräfin, fand. Unser Videobeitrag zeigt ein eindrucksvolles Bild der Schulzeit in den 30er Jahren mit den beiden wichtigsten Personen in den Anfängen unserer Schulgeschichte, ohne die es unsere heutige Schule nicht geben würde. Julie Freifrau von Wendelstadt, Schlossbesitzerin und Schulgründerin, und ihre Schwägerin Ottonie Gräfin Degenfeld -Schonburg, Besitzerin der Landgutes Hinterhör (ehemaliger Schlossbesitz) und seit 1934 bis zum Kriegsbeginn Unterstufenheim der Schlossschule. Nach der Recherche über unsere Schule unter dem Einfluss des nationalsozialistischen Systems ergab sich die Gliederung unseres Wettbewerbbeitrages. Quelle: Ausgangsgespräch Käsinger 2
RkJQdWJsaXNoZXIy OTQ4NjU5