Jahrbuch_2020-21

50 SCHULE 10 Jahre Landschulheim Neubeuern 1935 Nunmehr sind wir zehn Jahre an dieser für ein Erziehungsheim so günstig gelegenen Stätte, an der alte Kultur mit herrlicher Naturschönheit sich verbindet; wir haben uns bemüht, in diesem Zeitraum den einst gefaßten Plan in die Tat umzusetzen und darum sehen wir uns jetzt nach zehnjährigem Bestehen der Anstalt veranlaßt, einen prüfenden Rückblick auf die vergangenen Zeiten zu tun und die Geschichte der Schule, ihr Erlebtes und Erstrebtes, in kurzem Umriß aufzuzeigen. Wir müssen uns dabei freilich bewußt bleiben, daß in einem Schulleben zehn Jahre noch zu keinem eigentlichen Abschluß führen. Denn allzu Vieles ist in den ersten Jahren dazu angetan der Arbeit der Anfangsperiode einen Dauererfolg zu versagen: Eine Anstalt ohne Ruf hat noch keine Auswahlmöglichkeit brauchbarer Schüler; die Folge davon ist ein häufiger Schülerwechsel; es fehlt auch den Lehrkräften noch praktische Erfahrung und dazu kommen Hindernisse wirtschaftlicher Art, wie sie einer jungen Anstalt nur zu häufig in den Weg treten. Erst wenn ein längerer Zeitraum wirtschaftliche Sicherheit gegeben und eine Tradition an der Schule geschaffen hat, kann das Bild einer Anstalt in klaren Umrissen dargestellt werden. Für die erste Zeit ist es nur möglich, unsere Ziele aufzuzeigen und über die gemachten Erfahrungen zu berichten; wir können höchstens nachweisen, wie die gemeinsame Arbeit des Suchens nach dem rechten Weg einen Zusammenschluß erzeugt hat und damit eine eigene gleichmäßige Art des Handelns aller, die schon als Beginn einer Schultradition angesehen werden kann. Es war ja kein Leichtes, als am 1. März 1925 im Hotel Marienbad in München die Schulgründung beschlossen war, die Anstalt nun tatsächlich bis zum nächsten Schulbeginn, Ende April, in Gang zu bringen. Wohl war ein Heer von Arbeitern in Neubeuern tätig, um unter Anleitung von Frau Baronin die baulichen Veränderungen im Schloß bis zum Schulbeginn fertigzustellen. Aber woher sollte man die Schüler nehmen, die nun eine Schule einmal braucht? Wir hatten ja noch nicht einmal die Erlaubnis vom Ministerium für die Gründung, durften also auch nicht in den Zeitungen ausschreiben. Da half nur der Umstand, daß ich mich an eine Reihe von Eltern wenden konnte, die mich von meiner Zuozer Tätigkeit her kannten; diese wurden durch ein Rundschreiben von unserem Plan informiert und ihrer tatkräftigen Werbung ist es zu verdanken, daß wir bei Schulbeginn, der auf den 5. Mai verschoben werden mußte, mit 34 Schülern verteilt auf 7 Klassen beginnen konnten… Im Herbst 1928 wurde dann ein eigenes kleines Heim für die erste Klasse in dem Gut Hinterhör, dem Refugium der Gräfin Ottonie, der Schwägerin unserer Schulgründerin angelegt. Hier können sich unsere Jüngsten in kleinem Kreis besser an Arbeit und Kameradschaft gewöhnen und sich zu größerer Selbständigkeit entwickeln… Im Herbst 1930 konnten wir nach 5-jährigem Bestehen vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus das Recht zur Abhaltung der eigenen Reifeprüfung bekommen… Als wichtiges Erziehungsgebiet darf hier auch die sportliche Ausbildung und Ertüchtigung nicht unerwähnt bleiben. Wir haben von jeher dem Sport einen breiten Raum in unserem Erziehungsprogramm eingeräumt (tägliche Turnstunden, Nachmittag-Sport usw.); denn wir sind der Ansicht, daß körperliche Gesundheit die notwendige Voraussetzung für geistige Arbeit ist. Darum ist auch für den Sport, soweit es unsere Verhältnisse erlaubten, alles aufs Beste eingerichtet worden. Schon im ersten Jahr legten wir unsere herrlichen Spielpläne für Hockey und Fußball am Fuß des Schloßberges an, im dritten Jahr kamen dort drei Tennisplätze hinzu. DenTurnplatz haben die Schüler selbst angelegt, ein Schießplatz ist damit verbunden; daneben haben wir im ersten Schuljahr eine Faßhalle provisorisch als Turnhalle eingerichtet, deren Innenraum im zweiten Jahr dann durch Herausnahme des Zwischenbodens vergrößert und mit Turngeräten ausgestattet wurde. 7

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