Jahrbuch_2020-21

51 SCHULE Als diese Halle am 10. Februar 1930 abbrannte, bekamen wir eine ganz moderne Turnhalle mit Ankleideraum und Zentralheizung; durch Einrichtung einer Bühne kann dieser Raum als Theatersaal für größere Aufführungen Verwendung finden. Als Badeplatz hatten wir zuerst einen kleinen Weiher, den der Bach an der Angermühle bildet, auserwählt. Schon im zweiten Jahre verlegten wir das Schwimmen in das größere, wenn auch damals ziemlich baufällige Schwimmbad von Neubeuern. Seitdem aber das Bassin betoniert und die Ankleideräume und Umfassung neu gebaut wurden, entspricht auch dieses Bad allen Anforderungen. Die Anlage der Reichs-Autobahn hat uns in der neuesten Zeit sogar einen See in der Nähe beschieden; er ist entstanden durch Ausheben von Kies im Totenwöhr und ist heute wegen seiner Größe und Tiefe und namentlich wegen des klaren, warmenWassers unser beliebtester Badeplatz. Im Winter 1935 wurde die von den Schülern erbaute große Sprungschanze bei einer Beteiligung von 35 Springern vor etwa 1200 Zuschauern eröffnet. So wurde dieses Ereignis zu einem wahren Volksfest für die ganze Umgebung. Im gleichenWinter konnten wir zum ersten Mal auf dem vom Arbeitsdienst des Landschulheims erbauten Eishockeyplatz unsere Spiele beginnen. Es ist nicht meine Aufgabe, von unseren turnerischen und sportlichen Leistungen zu berichten. Das jährlich seit dem zweiten Schuljahr durchgeführte Sportfest gibt den Eltern und Freunden der Schule, die gern diese Veranstaltung besuchen, Zeugnis davon. Da wir aber nicht nur rein sportliche Leistungen zeigen, sondern ein allgemeineres Bild unseres Schullebens geben wollten, wurde das Fest von 1930 an als Sommerfest an den zwei festlegten Tagen des Sommertertials durchgeführt mit Konzert und Freilichttheater am ersten Tag, Wettspielen und Sport am zweiten Tag. Dazu kam eine Ausstellung von Zeichnungen und den Erzeugnissen der Werkstätten. Das althergebrachte Würstelessen unter den Kastanien am Turnplatz und Tanz der Jugend bildet immer noch den Abschluß des Festes. Zu den Erziehungsgrundsätzen, wie sie das neue Reich aufstellt, bekennen wir uns mit Freuden. Die Ausbildung des ganzen Menschen, nicht bloß seiner geistigen Funktionen, ist ja stets unser Ziel gewesen. Wir freuen uns, daß gerade das Gemeinschaftsleben eines Landschulheims die größten Möglichkeiten bietet, auch Körper und Charakter auszubilden, was ja heute ganz besonders gefordert wird. Wir stellen uns gern in den Dienst des Reiches in vaterländischer Gesinnung die Jugend auf allen Gebieten so zu fördern, daß sie den künftigen Aufgaben gewachsen ist und freudig, selbst unter Zurückstellung des eigenen Vorteils, sich demVolkswohl zur Verfügung stellt. Als äuTurnen und Sport nehmen heute in der Reihe der Erziehungsmittel mit die erste Stelle ein. Bei uns Landschulheimern, ist dies jedoch schon lange der Fall. Wir haben schon frühzeitig erkannt, daß eine gesunde sportliche Erziehung - ganz abgesehen von den rein gesundheitlichen Werten, die ja offen zu Tage treten - auch die beste Charaktererziehung ist. Wir sehen im Sport nicht nur das rein Körperliche, sondern wir wollen über den Körper hinaus Persönlichkeitsbildung vermitteln, ein ethisches Ziel, das wir zunächst in einer strengen Willenschulung erblicken. Denn ein Junge, der energie- und willenlos ist, wird selten zu einem sportlichen Erfolg kommen, selbst wenn er körperlich gut veranlagt ist. Geschicklichkeit und Gewandtheit sind nicht allein ausschlaggebend. Wir achten daher streng darauf, daß jeder, nach seinem Können, stets „sein Bestes“ gibt. Denn nur dieses gelebte „Aussich-Herausgehen“, das „Sich-selbst-Übertreffen“im ßeres Zeichen unseresWillens, die nationalpolitische Erziehung unserer Jugend nach besten Kräften zu fördern, möge der Beschluß gelten, den wir jüngst gefaßt haben, nämlich dem Verband der deutschen Landschulheime beizutreten, der seine langjährige Erfahrung in der Gemeinschaftserziehung dem Staat zur Verfügung stellen will. Wenn ich nun noch auf die Besonderheiten von Neubeuern hinweisen soll, (denn jede Schule hat ja ihr besonderes Charakteristikum), so muß ich erwähnen, daß unsere Besonderheiten alle nur ein Ausfluß unseres Erziehungsgrundsatzes sind „alles mit Freude“! vgl. Rieder in: SZ 1935 S.3-12 8

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