Jahrbuch_2020-21

55 SCHULE Ich hatte die Freude, gleich beim letzten Sommerfest den ersten Preisträger für das Schuljahr 1935/36 verkünden zu können. Die Lehrerkonferenz hatte als den Würdigsten erachtet den Schüler der 9. Klasse Franz Schönborn. Wenn er selbst von dieser Entscheidung überrascht war und ganz blaß vor innerer Erregung in der Reihe seiner Kameraden stand, so ist das ein Beweis für die Richtigkeit meiner obigen Ausführungen; es spricht auch für den Erwählten, wenn er sich selbst nicht besser dünkte, als die anderen. Es wird darum auch von allen Kameraden richtig verstanden werden, wenn wir das Bild des ersten Preisträgers in der Schulzeitung bringen. Auch der Bund der Neubeurer hat am Sommerfest noch einen Wanderpreis des Bundes gestiftet und zwar für die besten sportlichen Leistungen im Jahr. Ich möchte dafür dem Bund hier meinen besten Dank aussprechen. Als Erster errang sich diesen Preis der Schüler der 9. Klasse Joachim Pfeifer. Die Sportbegeisterung, die glücklicherweise sich bei der überwiegenden Mehrheit der Schüler findet, erhielt in diesem Jahr eine besondere Anregung durch den Besuch der Olympischen Spiele. An den beiden Schlußtagen konnten wir in Garmisch-Partenkirchen den großen Wettkämpfen beiwohnen, die unvergeßlichen Eindrücke bei den Schülern hinterließen. Wir hatten am 19. Januar 1936 selbst auch ein großes Skispringen auf unserer selbstgebauten Sprungschanze, das von zahlreichen auswärtigen Skispringern besucht war. Es war eine besondere Freude für uns, daß ein Schüler der Anstalt, Franz Schönborn, den besten Sprung erzielte und damit den von unserer Freiherrin gestifteten Wanderpreis bekam. Die Zusammenlegung der Wandertage im Wintertertial ermöglichte wieder die hergebrachte Skitour. In vier Gruppen zogen unsere Schüler mit ihren Lehrern vom 23. bis 27. Februar auf verschiedene Alpinhütten der nahen Berge, um dort dem beliebtesten Sport zu huldigen. Sportliche Wettkämpfe brachten uns in diesem Jahr wieder zweimal in engere Verbindung mit dem Landerziehungsheim Schondorf, das uns hier am 4. und 5. Oktober 1935 besuchte, während wir den Besuch in Schondorf am 23. und 24. November 1935 erwiderten. Wir schätzen bei diesen Besuchen namentlich die engere Fühlungnahme der Schüler untereinander, die ihnen Gelegenheit gibt, aus der Praxis den Weg kennen lernen zu dürfen, auf dem eine andere Schule das gleiche Ziel zu erreichen sucht. Solch neue Eindrücke regen die Schüler unwillkürlich zum Vergleich an und so drängt sich ihnen gleichsam von selbst eine Aussprache über Fragen des Gemeinschaftslebens auf, aus der sie wiederum neue Lust schöpfen zu weiterer freudiger Mitarbeit an ihrer Schule. Darum begrüßen wir so sehr die Möglichkeit, mit anderen gleichgerichteten Schulen in Gedankenaustausch treten zu können. Mein Bericht muß sich auch noch auf die Entwicklung unseres Jungvolks und unserer Hitlerjugend erstrecken, die ja beide einen wichtigen Faktor in unserem Heimleben darstellen. Zahlenmäßig ist das Jungvolk unter Führung von Oskar Milberg und die HitlerjuHitlerjugend im Dorf Blick zum Kapellenturm gend unter der Leitung von Reginald Le Suire so sehr angewachsen, daß jetzt 91 Prozent unserer Schüler beiden Vereinigungen angehören. Wichtiger aber erscheint es mir, darauf hinweisen zu können, daß dieses Anwachsen aus innerem Antrieb erfolgt ist, ohne daß die Schule einen Druck ausüben mußte. Es ist auch sehr anzuerkennen, daß beide Führer, erfüllt von Verantwortungsbewußtsein, es verstanden haben, einen strammen, militärischen Geist in ihren Abteilungen wachzurufen, der auf Seiten der Schüler den Willen zu freudiger Mitarbeit erzeugt hat. vgl. Josef Rieder. in: SZ 1936 S. 3-7 12

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