Jahrbuch_2020-21

56 SCHULE Verstorbene Zeitzeugen Jugendliche Menschen, die ihre Schulzeit in Neubeuern erlebt haben, vermitteln uns anschaulich das Zeitgefühl: Axel von dem Bussche, sicher einer unser bekanntesten Altschüler, als exzellenter Hockey Spielführer und als durch höhere Gewalt verhinderter Hitler Attentäter, der mit viel Glück den Krieg überlebte und auf eine erfolgreiche Berufskarriere zurückblicken konnte. Albrecht von Gronau, eigentlich sportlich unbegabt, schildert in seiner Biografie anschaulich, wie er in Neubeuern an den Sport herangeführt wurde. Der erste Pröbst Preisträger unserer Schule und Ausnahmesportler Franz Graf von Schönborn zeigt mit seinem intensiven, aber viel zu kurzen Leben die ganzeTragik des Kriegsbeginns unmittelbar nach seiner erfolgreichen Schullaufbahn. Axel von dem Bussche „Er wollte Hitler töten“ Axel von dem Bussche, 24.4.1919 - 26.1.1993, war 24 Jahre alt und ein hochdekorierter Offizier, als er sich im November 1943 mit Hitler zusammen in die Luft sprengen wollte. Wie kam er zu einem solchem Entschluß? Nach der Schule in Thale am Harz, wo die Familie ihren Sitz hatte, folgt Axel seinem Bruder Cuno 1931 ins Internat nach Neubeuern. Wie sein Bruder war Axel ein hervoragender Hockeyspieler und führte die Neubeurer bei zahlreichen Wettkämpfen als Mannschaftsführer zum Sieg. 1933 trat er auch in die Hitlerjugend ein, die sich aus Mitgliedern des Dorfes und des Schlosses zusammensetzte. Sein Klassenkamerad Michael Mann schrieb schon 1932 aus Neubeuern an seine Mutter Katja: „Heil(t) Hitler“ und verließ die Schule Ostern 1933 und emigrierte mit der Familie in die Schweiz. In der ARD Sendung vom 19.7.1984 wurde Axels Leben portraitiert. Dabei wurde er auch zu seiner Schulzeit in Neubeuern befragt: »Herr von dem Bussche, wenn Sie sich an Ihre Jugend und Kindheit zurückerinnern, was waren da die prägenden Elemente?« »Ich würde sagen, eine gesicherte und trotz der Notzustände der Arbeitslosigkeit vor 1933 sorgenfreie Jugend. Meine Mutter war Dänin und brachte ein zusätzliches liberales, tolerantes Element in die Familie. Wir sind in den Ferien auch oft in Skandinavien gewesen. Und dann kam der Arbeitsdienst nach der Schule und vorher, das habe ich vergessen zu sagen, bin ich schon 1932 im Internat in die Hitlerjugend eingetreten.« »Warum?« »Es war Gaudi. Ich war zwölf oder dreizehn. Mein Bruder, mein älterer Bruder und drei oder vier Ältere waren da auch eingetreten, obwohl es verboten war.« »Also vor der Machtergreifung?« »Ja, sicher, 1932 im März. Ich hatte eine Schreibmaschine. Der Führer dieser verbotenen Gruppe Plakat von Axels Klassenkameraden Axel Freiherr von Branca Axel überragt seine Mitschüler Cuno links und Axel von dem Bussche rechts vom Vater in Thale im Harz 13

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