57 SCHULE 14 Axel begann bei den Unterstufen Fröschen in Hinterhör seine Schullaufbahn Sein Vater schickte Axel nach seinem Abitur im Frühjahr 1937 nach einem sechsmonatigen Arbeitsdienst, den jeder Jugendliche nach Schul- oder Lehrabschluß damals leisten musste, zur 1. Kompanie des legendären Infanterie-Regiments 9 nach Potsdam, um eine Offizierslaufbahn einzuschlagen. Aus diesem Regiment ging eine ganze Reihe von Widerstandskämpfern hervor. Am 5. Oktober 1942 wurde der hochdekorierte Oberleutnant als 23-jähriger auf dem Flugplatz von Dubno in der Ukraine zufällig Zeuge einer Massenexekution von über dreitausend Zivilisten, Männern, Frauen und Kindern – überwiegend Juden – die während zweier Tage von acht SS- und mehreren SD-Leuten systematisch durchgeführt wurde. Nach diesen Geschehnissen fragte er sich und im Regiment im kleinen Kreis, zu dem unter anderem Richard von Weizsäcker gehörte, weshalb er noch an diesen Eid gebunden sein sollte, der auf Gegenseitigkeit beruhe, wenn der Führer diesen, unzählige Male durch die von ihm angeordneten Verbrechen gebrochen hatte. Dieses bis zu seinem Tode niemals verwundene Erlebnis motivierte ihn, sich dem Widerstandskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gegen das Hitler-Regime anzuschließen. Im Oktober 1943 reiste er zu Oberstleutnant Stauffenberg nach Berlin. Von dem Bussche wurde durch Stauffenberg in die Verschwörungspläne gegen Hitler eingeweiht. Auf die entsprechende Frage Stauffenbergs erklärte er sich ohne Zögern bereit, sein Leben in einem Selbstmordattentat auf Hitler zu opfern. Von dem Bussche hielt sich in der zweiten Novemberhälfte 1943 drei Tage und zwei Nächte in der Gästebaracke des ostpreußischen Führerhauptquartiers Wolfsschanze bereit. Von dem Bussche wurde am 18. November 1943 von Stieff informiert, dass der Eisenbahnwaggon mit den Vorführuniformen am 17. November 1943 bei einem alliierten Luftangriff auf Berlin vernichtet worden war. Es hieß daraufhin, dass die Beschaffung von Ersatzuniformen mindestens bis zum Januar 1944 dauern werde. Von dem Bussche begab sich daher wieder zu seiner Einheit an die Ostfront bei Newel, mit der Absicht, das Attentat im Januar 1944 erneut zu versuchen. Stauffenberg hatte für von dem Bussche bereits einen Marschbefehl für Februar 1944 von der Ostfront nach Berlin besorgt. Bevor es zu dem Attentat kommen konnte, wurde von dem Bussche am 30. Januar 1944 durch einen sowjetischen Granatsplitter schwer verwundet. Ein Bein musste amputiert werden. Dadurch, dass er als Träger des von Hitler gestifteten Ordens des Deutschen Kreuzes in Gold als Privileg mehrere Monate im SS-Lazarett Hohenlychen verbrachte, entging von dem Bussche der Verfolgungswelle nach dem 20. Juli 1944. vgl. DG / RGMT9 / BUSSCHE mußte immer seine Meldungen machen. Und der wollte nun, daß einer tippt. Im Jahr 1935 hatten wir das alle über und haben dann wegen Überarbeitung in der Schule den Austritt beantragt.« »Was war der wirkliche Grund?« »Anöden, ein gutes Internat mit guten Lehrern war einfach der Schulung überlegen, dieser ständigen Repetition einerseits von Idealismus, andererseits von den Schlagworten der Zeit: Rasse und Großdeutschland. Die Proportionen stimmten nicht. Außerdem war es einfach auch Faulheit, man wollte nicht zusätzlich noch zweimal in der Woche Dienst machen im Braunhemd, hatte keine Lust mehr. In München wurde dann verfügt, daß unsere Mitgliedschaft ruht, schriftlich. Das ging also.« »Haben Sie Hitler in der Zeit in München einmal gesehen?« »In Prien am Chiemsee habe ich ihn einmal gesehen. Da wurden wir vormittags aus der Schule mit dem Fahrrad nach Prien geholt, weil der Führer und Reichskanzler mit einem Boot ankäme. Und da sollte einer Spalier stehen.« »Das war 1933?« »1934, es kann auch 1933 gewesen sein. Hitler kam auch heraus - mit Himmler übrigens. Himmler war sehr nett und kaufte zwei Hände voll Würschtel und verteilte sie an die netten Jungs. Nicht so leutselig und jovial, sondern das war einfach so, noch so. Aber einen Eindruck machten sie nicht auf 14-, 15jährige außer daß man sie mit seinen Lehrern verglich.« »Haben Sie nach der Begegnung mit Ihren Mitschülern über diese Begegnung gesprochen?« »Das war noch ganz frei. Ich meine, wir waren uns einig auf der Nachhausefahrt, daß sie erstens furchtbar kleine, körperlich kleine Leute waren, und zweitens, daß sie uns beeindrucken wie schlechte Naturkundelehrer - nicht sehr freundlich. Aber kein magischer Einfluß.« »Wie erklären Sie sich Ihren Eindruck von einer, ja, etwas banalen Figur, die Ihnen da gegenüber gestanden hat, mit der Massensuggestion, die dieser Mann dann ausgeübt hat?« »Es war sehr früh, daß wir ihn zum ersten Mal gesehen haben. Diese Reden, die dann über den Rundfunk kamen, diese endlosen Reden im Reichstag, die in den Schulen, jedenfalls bei uns, pflichtmäßig angehört werden mußten, waren im Ton, in der Diktion, in der Aussprache unangenehm.« vgl. BUSSCHE, S. 145-147 Bildquelle Axel von dem Bussche: Bundesarchiv, Bild 1461994-022-32A / CCBY-SA 3.0
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